Dienstag, 24. März 2009

Systemkrise, dritter Akt: Der Dollar wird offiziell angezählt


"Der Chef der chinesischen Zentralbank hat eine neue globale Leitwährung gefordert, die unter der Aufsicht des Internationalen Währungsfonds stehen soll. Damit argumentiert er indirekt gegen den Dollar." schreibt die Welt heute. Diese unheimliche Geldschwemme aus den USA; waren vor zwei Jahren noch Millionen die gängige Wirtschaftsgröße, so ab Ende 2008 dann Milliarden, so sind es nun im Frühjahr 2009 schon Billionen $, von denen regelmäßig für Stützungskäufe die Rede ist.

Zunehmend nervös werden damit natürlich die Besitzer der gewaltigen Währungsreserven in Dollar, die sich außerhalb der USA seit der Reagan-Zeit angesammelt haben. Die gilt es in halbwegs taugliche Sachwerte zu verwandeln. Gold kommt dafür nicht in Frage, denn von dem edlen Metall gibt es viel zu wenig, allein in Deutschland könnten die Reserven gerade einmal knapp 1% der Bankenaktiva decken.

So geht man also auf Einkaufstour, um zu retten, was zu retten ist. Daimler ist da eine prima Adresse. Durch Fehlinvestments im Größenwahn der jüngsten Vergangenheit wurde Daimler vom wohlhabensten deutschen Musterkonzern zum Übernahmekandidat gieriger Hedgefonds. Da kommen die Scheichs aus Abu Dhabi als vermeintliche Retter gelegen. Mit gut 9% steigen sie jetzt ein, die Option auf mehr ist bereits angesagt. Ganz sicher haben die Ölmultis ihre Dollarreserven dafür locker gemacht, solange solche Edelstücke im Westen dafür noch zu bekommen sind. Irgendwann können wir dann Abucedes fahren.

Und die Edelstücke werden zunehmend knapp. Die gut zwei Milliarden für die Mercedesanteile nehmen sich sehr bescheiden aus, wenn man bedenkt das alleine China rund 2 Billionen Dollar hortet. Natürlich gibt es in der EU und der BRD, aber auch in Japan, Saudi Arabien, Indien und so weiter noch reichlich dieser netten kleinen grünen US-Staatsanleihen. Und wer zuerst kommt, der malt zu erst. Nur nicht alle auf einmal, dann ist der Kollaps nämlich da und man kann sich mit den Greenbacks die Wände tapezieren.

Das Problem dabei: Wenn in wenigen Jahren neue Währungen eingeführt werden um das Elend zu beenden, dann befindet sich das westliche Tafelsilber in ausländischer Hand. Das Modell Opel ist dann auch das Modell Daimler, und viele, viele weitere. Durch die, weitgehend unbewusste, Krisenverschleppung wird eine tabula rasa immer unmöglicher. Die Folgekosten der Schuldenorgien werden in die neue Weltordnung hinüber transportiert.


Derweil setzt sich auch bei offiziellen Stellen durch, dass der Wirtschaftseinbruch in 2009 weit deftiger ausfallen wird, als immer behauptet. So korrigiert sich die Bundesregierung auf minus 4,5% und der IWF auf minus 9%, die Commerzbank bietet minus 7%. Nun, Politiker sind wie Obsthändler, 4,5 klingt besser als 5, und 9 besser als 10 %. Ausgerechnet hat die Zahl natürlich niemand in dieser suggerierten Genauigkeit, es sind mehr oder weniger gute Orakel. So hatte ich am 10.02. schon meine Prognose von minus 10% abgegeben. Da wir erst am Anfang des Jahres stehen, habe ich kaum Zweifel dass dies nicht eintreffen könnte, vielleicht bin ich damit sogar zu optimistisch gewesen.

Ende des Jahres werden wir also, mit viel Glück, auf ein BIP von etwa 2200 Mrd. Euro kommen. Am Missverhältnis der Aktiva/Passiva wird sich indes kaum etwas tun, solange man damit fortschreitet, private Schulden/Vermögen in öffentliche Schulden zu verwandeln. Die Entwicklung des BIP wird uns im Nachhinein serviert werden, die Entwicklung der Aktiva der Banken dagegen sind zeitnah bei der Bundesbank erhältlich.

Das Allzeithoch wurde im Oktober 2008 mit 8093 Milliarden erreicht. Danach fiel es erstmals etwas auf 8050 im November und sogar auf 7956 Mrd. € im Dezember 2008. Das waren gerade einmal 1,7 %, welch herber Verlust. Seitdem steigen die Vermögen schon wieder, nämlich auf 7970 Mrd.€ im Januar 2009. In dieser Summe befindet sich natürlich auch die Gesamtverschuldung von Bund, Länder und Gemeinden. Die letzte offizielle Zahl aus 2008 belief sich hier auf fast 1600 Mrd.€.

Diese Rechnung wird auch erst viel später berechnet werden, sie wird aber dieses Jahr locker auf die 2000 Mrd.€ Grenze zu marschieren, allein wegen der diversen Stützungsprogramme und Aushilfen für Europa. Wobei die „Sondervermögen“ der Soffin (rund 500 Mrd.) und dem eventuellen Schuldenberg der HRE (bis zu 1000 Mrd.€), ein anstehendes weiteres „Sondervermögen“, noch gar nicht eingerechnet sind. Die können zu den jeweiligen Fälligkeitsdaten den Schuldenberg schnell auf die 3000 Mrd. € Marke katapultieren.


Klar ist damit: Das neuralgische BIP/Aktiva-Verhältnis wird weiter zunehmen und die deutschen Vermögensverwalter müssen nicht mehr so sehr ihre schrägen Fondsmanager in den Kampf um die Verzinsung ihre Derivate aus dem BIP schicken, sondern der Staat wird selbst zum gefälligen Inkassobüro. Will der Staat nämlich ernsthaft die Schulden bedienen, von Tilgung ganz zu schweigen, dann muss er die Daumenschrauben beim Durchschnittsbürger in Zukunft gewaltig anziehen.

Ich habe aber großen Zweifel daran, dass er das ernsthaft vor hat, es wäre schlicht der Selbstmord der Demokratie. Er wird sich der Last früher oder später entledigen müssen. Wie er das macht, wird noch spannend.

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