Mittwoch, 8. April 2009

Futurologie V: Das gefährliche Spiel mit der Inflation


Mit der angekündigten gigantischen Geldschwemme der letzten Wochen haben die Industriestaaten die Saat für eine ebenso große Inflation gelegt. Zwar wird von den Promotoren dieser Schwemme behauptet, man könne das Geld dem Markt genauso schnell wieder entziehen, wie man es nun zur Verfügung stellte. Das dürfte aber in der praktischen Umsetzung nicht funktionieren.

Warum? Zunächst einmal ist eine Inflation ein scheinbar praktisch geeignetes Mittel, sich der überbordenden Schulden zu entledigen. Naiv gerechnet sieht das etwa so aus: Nimmt man die Zahlen von Ende 2008, also BIP knapp 2500 Mrd. Euro, Aktiva rund 8000 Mrd. Euro, ein Verhältnis von 1:3,2 also. (Zur Erinnerung: In den Wirtschaftswunderzeiten betrug dieses Verhältnis 1950 1:0,4 ; 1970 1:1,1 und erst in den 1990er Jahren wurden ungesunde Verhältnisse von mehr als 1:2 erreicht.) Lässt man nun kurzfristig eine Inflation von gut 300% zu, so würde man Preise, Löhne, Mieten auf das Vierfache aufblähen, also rund 10000 Mrd. Euro, bei wenig veränderten Aktiva von 8000 Mrd. Euro. Damit hätte man wieder ein gesundes BIP/Aktiva-Verhältnis von etwa 1:0,8. Gleiches ließe sich mit einer echten Währungsreform erreichen, mit einem Tauschverhältnis von 1:1 für Preise, Löhne, Mieten und 1:4 für Vermögen: 2400 Mrd. Neu-Euro stünden dann 2000 Mrd. Neu-Euro Aktiva gegenüber, ein Verhältnis von 1:0,83.

Soweit, so gut, der Unterschied liegt aber in der Zeitschiene.
Denn eine Inflation ist ein langwieriger, quälender Prozess der selten reibungslos erfolgt. Zum Szenario: Mit der Immobilienkrise ist die ungedeckt aufgetürmte Vermögensblase ins Wanken gekommen. Traumrenditen von 25% und mehr verwandelten sich in Megaverluste und der Geldfluss stoppte. Eine korrekte Liquidierung und Marktbilanzierung würde hunderte von Kreditinstituten und Versicherungen in den Konkurs stürzen. Um die daraus folgenden Verwerfungen der Volkswirtschaft zu verhindern, pumpen nun die Staaten und Notenbanken ersatzweise Billionensummen ins System und blasen damit die ungedeckte Geldschwemme noch weiter auf.

Trotzdem knickt die Realwirtschaft und damit das BIP nun kräftig ein. Damit sinken Steuer- und Abgabeneinnahmen des Staates, während seine Ausgaben, sie es Arbeitslosenhilfe, Renten- und Krankenkassenzuschüsse etc., drastisch ansteigen. Um dem entgegen zu wirken, werden wiederum große Geldmengen, so genannte Konjunkturprogramme wie die Abwrackprämie, schuldenfinanziert oder per Notenpresse in die Realwirtschaft gepumpt. Das ungesunde BIP/Aktiva-Verhältnis wird dadurch auch nicht besser, sondern schlechter.

Nun beginnt sich das Karussell zu drehen: Die ungeheuren Gelder die benötigt werden, lassen sich prinzipiell nur aus drei Quellen schöpfen: Aus neuen Schulden bei den gerade unterstützten Banken, aus Steuern aus dem leidenden BIP, oder direkt aus der Notenpresse. Alle drei Schienen werden nun befahren.

Zunächst führt dies erstaunlicherweise nicht zur Inflation, sondern sogar zu Deflation, zum Gegenteil also. Denn in den letzten Boomjahren hat die Realwirtschaft mit der Geldschwemme gewaltige Überkapazitäten angehäuft. Um die vollen Lager zu räumen, muss sie an die sparsamer gewordenen Kunden diese Produkte nun verbilligt abstoßen. Die Preise fallen und damit aber auch die Gewinne. Weitere Entlassungen sind nötig, und die Preisklemme der Industrie steigt und damit auch die Steuerklemme des Staates. Die Produktion geht in der Folge so lange zurück, bis wieder ein günstiges Verhältnis zur Nachfrage hergestellt ist.

Sollte nun doch, dank der neuerlichen künstlichen Geldschwemme, die Nachfrage wieder ansteigen und die Industrie wieder Tritt fassen, so müssten die Staatsbanken sofort wieder die Geldmenge reduzieren. Das aber, wo bei Zweifel angebracht sind wie sie das überhaupt bewerkstelligen sollten, würde den frisch angesprungenen Wirtschaftsmotor gleich wieder ins Stottern bringen. Also wird man nichts dergleichen tun.

Dann aber beginnt die Inflation zu greifen. Und damit steigen nicht nur Preise, sondern auch die Zinsen. Die aufgeblasenen Staatsschulden werden dann nur bezahlbar, in dem man die Steuern und Abgaben drastisch erhöht, bei gleichzeitig sinkendem Dienstleistungsangebot des Staates an den Bürger, oder eben in dem man wiederum die Notenpresse anwirft. Da ersteres schon jetzt noch kaum geht, wird man letzteres machen. Dann aber setzt man als letzte Stufe eine Hyperinflation in Gang, die die Währungen dann endgültig ruiniert. Und damit nicht nur die großen und kleinen Vermögen, sondern auch das BIP zum Erliegen bringt.


Und dieser absehbare Weg ist brutal, denn es ist das große Staatsversagen, das der Demokratie leicht den Hals brechen kann. Denn ein versagender Staat ist wehrlos, nicht nur gegen seine eigenen Bürger die zu Recht jeden Respekt verlieren und auf die Barrikaden steigen, sondern auch gegenüber äußeren Bedrohungen. Denn Militärmacht ist immer auch Wirtschaftsmacht. Und wenn den gewaltigen Trägerflotten der USA erstmal der Sprit ausgeht, dann wird sich auch das Machtgefüge der Welt von heute mächtig verschieben.

Nicht nur die Klein-Häuschen des Bürgers stehen auf dem Spiel, nein auch die ganze pax americana, die in den letzten 64 Jahren, zumindest für die erste Welt, einen relativen Frieden und Wohlstand garantiert hat. Denn ein ruiniertes Amerika kann an den vielen Brennpunkten der Erde nicht mehr für Ordnung oder Durchsetzung westlichen Demokratieverständnisses sorgen. Die Machtbalance wird sich ordentlich verschieben, sehr wahrscheinlich nach China und Asien.

Wer aber tritt dann noch für das unabhängige Existenzrecht von Taiwan, Israel oder Australien ein? Wenn China dann nicht aus eigenem Interesse solche Gemeinwesen schützt, dann darf man sich leicht ausdenken, was dort geschehen kann. Denn es sind quasi westliche Enklaven in asiatischen Gebieten, deren Existenzberechtigungen durch China nicht selbstverständlich anerkannt werden. Für Taiwan steht das außer Frage, hier wird der asiatische Drache wahrscheinlich schon in absehbarer Zeit die Weltmachtfrage klären. Bei den weiteren Kandidaten darf man zittern, ob in Zukunft noch die nötige Waffenhilfe zur Verfügung steht.

Diese absehbaren Entwicklungen könnte man durch einen scharfen Schnitt jetzt unterbinden. Eine echte Währungs- und Vermögensreform der beiden Weltwährungen Dollar und Euro, denn nur diese würde den schleichenden Wirtschafts- und Machtverlust der ersten Welt eindämmen können. Dieser Schritt würde allerdings einen wahren Über-Obama erfordern, der in der Lage wäre sich erfolgreich mit der Hochfinanz dieser Welt anzulegen, und das auch noch zu überleben. Ein Messias der sich zur Not auch kreuzigen ließe.


Denn dieser Schritt beinhaltet auch ein gewaltiges Krisenpotential mit schwer absehbaren Folgen, aber immerhin würde er den sowieso eintretenden Schaden auf eine verhältnismäßig kurze, und noch demokratisch kontrollierbare, Zeit reduzieren. Zudem wäre der Neu-Dollar oder Neu-Euro die neue Weltwährung, auf die sich alle sofort stürzen würden. Wer zuerst kommt, malt zuerst. Wer wird es sein? Europa, USA oder etwa China, mit einer eigenen frei konvertierbaren Währung? Vermutlich letzterer, denn so ein Messias, wie ihn die westliche Welt jetzt bräuchte, ist nicht in Sicht. So wird man also Geld drucken bis es uns allen bis zum Halse steht.

Übrigens, der nächste Mann, der auf dem Mond steht, wird mit der chinesischen Flagge wedeln.

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