Montag, 6. April 2009

Goldener Schuss: In the long run we are all dead


Auf dem G-20 Gipfel waren die maßgebenden Gaukler dieser Welt angetreten, um die Ruß geschwärzte Finanzwelt wieder schön zu färben. Das Manager-Magazin schreibt:
"Während des G20-Gipfels ließen sich die Regierungschefs wie Heilsbringer feiern. Doch weder sie noch die für die Krise verantwortlichen Banker müssen die Billionen-Dollar-Hilfen bezahlen, sondern die Steuerzahler und Sparer. Neben aktuell niedrigen Zinsen drohen künftig Steuererhöhungen und Inflation. Anleger sind in der Falle.....Fünf Billionen Dollar. Auf diese Zahl bezifferte der britische Premier Gordon Brown während des G20-Gipfels in London die gesamten Konjunkturhilfen weltweit bis Ende kommenden Jahres. .... "Wir haben es mit einer nie da gewesenen Geldzufuhr zu tun", sagte Brown. "Die G20 setzen das größte Konjunkturprogramm um, das die Welt je gesehen hat.".....Die Staaten verschulden sich und wälzen diese Last früher oder später auf ihre Bürger ab. Die sind es schließlich, die eigentlich das Geld haben. Es folgen Steuererhöhungen und - eine vielfach unterschätzte Gefahr: die Rückkehr der Inflation. Manch einer - beispielsweise der Londoner Chefvolkswirt von Morgan Stanley, Joachim Fels - spricht gar von einer möglichen Rückkehr der Hyperinflation, mit Geldentwertungsraten von 50 Prozent und mehr. ....Die Billionensummen, die für die Hilfen auf der Rechnung stehen, werden vielfach mit Dollar-, Pfund- oder Euro-Noten beglichen, die frisch aus der Druckerpresse kommen. Gleichzeitig machen sich die Notenbanken zum Billigheimer und überschwemmen die Märkte ebenfalls mit Geld. ....Denn die enorme Verschuldung, die auf den Etats dann immer noch lastet, lässt sich durch eine Geldentwertung bequem verringern (der Fachmann spricht vom "Weginflationieren"). Hinzu kommen wohl Steuererhöhungen, mit denen die Staatenlenker ebenfalls versuchen dürften, ihre Defizite in den Griff zu bekommen. ....Auf dem G20-Gipfel hatten solche düsteren Aussichten keinen Platz. Auch dem großen Verfechter staatlicher Konjunkturprogramme, dem britischen Ökonom Keynes, selbst, dürften sie einerlei gewesen sein ("In the long run we are all dead"). Den Anlegern dagegen lassen sie vor allem zwei Alternativen: Entweder sie erhöhen das Risiko ihrer Investments und erhalten so die Chance auf höhere Renditen. Oder sie flüchten in Sachwerte ...."


Der Spiegel wird in seinem Artikel "Der Goldene Schuss" daher noch deutlicher:
"Die G-20-Staaten bekämpfen die Krise, indem sie die nächste vorbereiten: Mit neuen Billionen auf Pump soll die Weltwirtschaft angekurbelt werden. Das offizielle Gipfelmotto lautete Stabilität/Wachstum/Arbeitsplätze - das wahre müsste heißen: Verschuldung/Arbeitslosigkeit/Inflation....Ihr Beschluss, in absehbarer Zeit fünf Billionen Dollar in die kollabierende Weltwirtschaft zu pumpen, könnte sich in der Tat als historischer Wendepunkt erweisen, aber als Wendepunkt nach unten. ......Die entscheidende Frage wurde nicht beantwortet, weil sie gar nicht erst gestellt wurde: Warum stehen wir da, wo wir stehen? Wer oder was hat uns dorthin geführt? Die Suche nach einer Antwort hätte ergeben, dass dem Marktversagen ein Staatsversagen vorausging. Wall Street und die Banken, also die Gierigen der Finanzindustrie, spielten eine wichtige, aber nicht die entscheidende Rolle. Die Bankmanager waren die Dealer, die das heiße Spekulationsgeld unters Volk brachten. Der Mohnbauer aber sitzt im Weißen Haus. ....So hemmungslos wie Bush hat noch kein Präsident zuvor die Notenpresse angeschmissen und die Geldmenge ausgeweitet. Dieses neue Geld, und darin liegt seine tödliche Wirkung, ist nicht durch den Gegenwert von Waren oder Dienstleistungen gedeckt. ....Sie verkauften immer neue Staatsanleihen, um den Schein einer prosperierenden Nation zu wahren. Die Privathaushalte eiferten dem Staat zu allem Überfluss nach. Der Durchschnittsamerikaner lebt mittlerweile wie eine afrikanische Großfamilie - von der Hand in den Mund. .....Der Präsident und sein Notenbankchef Alan Greenspan wussten sehr wohl um die Problematik, vielleicht sogar um die Unverantwortlichkeit ihres Tuns. Sie taten zumindest alles, es vor der Welt zu verheimlichen. Seit 2006 wird die sogenannte Geldmenge M3, also jene Zahl, die angibt, wie viele Dollars im Umlauf sind, in den USA nicht mehr veröffentlicht.
...Allein im vergangenen Jahr stieg die Geldmenge demnach um bis zu 17 Prozent. Barack Obama setzte den Weg in den Schuldenstaat mit erhöhtem Tempo fort. Ein Drittel seines Staatshaushaltes ist durch Einnahmen nicht mehr gedeckt. Das einzige, was in den USA derzeit heiß läuft, ist die Notenpresse.....In London wurde über alles geredet, darüber nicht. So fiel nicht weiter auf, dass die Krise mit jenen Mitteln bekämpft wird, die sie verursacht hat...... Alle Staaten wollen ihrer Wirtschaft mit Bürgschaften helfen, die im Falle der Beanspruchung die Staatsverschuldung in die Höhe treiben werden....Wir leben in wahrhaft historischen Zeiten, da hat die Bundeskanzlerin recht. Womöglich setzt sich der Westen gerade den goldenen Schuss."


Der Jesuit Friedhelm Hengsbach bemerkt dazu in seiner G20-Analyse: "...Die zügellosen subjektiven Erwartungen einer Minderheit, die allein von ihren Vermögenserträgen leben kann, auf steigende Vermögenspreise sowie die unbegrenzte Kreditschöpfungsmacht des Bankensystems haben eine spekulative Blase ausgelöst, die sich mehr und mehr vom realwirtschaftlichen Produktionspotenzial abgelöst hat. Auf diese reale Grundlage muss sie wieder zurückgedrängt werden. Aber die Rettungspakete, die geschnürt werden, sind eine Einladung an die Banken, schon bald jene Kreditschwemme zu wiederholen. .....Nicht die bloße Reparatur von Krisenschäden, sondern ein Neustart jenseits des Finanzkapitalismus scheint mir die angemessene Antwort auf die dreifache monetäre, soziale und ökologische Krise zu sein....". Auf eine kurze Formel gebracht bedeutet dies: Rückführung des BIP/Aktiva-Verhältnisses auf die alten anständigen Werte. Sprich, eine Vermögens- und Währungsreform.


Die ist letztlich unvermeidlich, wenn sich nach dem großen Knall der Pulverdampf legen wird. Vorsorglich müssen die Besitzer großer Devisenbestände jedoch noch rechtzeitig dafür sorgen, ihre Vermögen in Sachwerte zu retten: "Die Araber kommen, und sie werden in der Krise hofiert: Bei Daimler und MAN Ferrostaal sind Investoren vom Golf zuletzt eingestiegen, weitere Autobauer wie Opel sind in ihrem Visier. Auch das Interesse am deutschen Mittelstand wächst. ....mm.de: Steht der Daimler-Einstieg von Abu Dhabi dennoch für einen Trend?
Obermayer: Ja, der Kapitalstrom arabischer Investoren nach Westen ist ein nicht zu übersehendes Phänomen. Gerade, weil im letzten Jahr aufgrund des hohen Ölpreises deutliche Überschüsse in der Region angefallen sind, die jetzt angelegt werden sollen. ...."


Diejenigen, die nichts mehr retten können, versuchen wenigstens die Konkursmasse in benachbarte Hände zu verschieben: Der Krisenticker des Managermagazins vermeldet heute: "8 Uhr: Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat einem Medienbericht zufolge den krisengeschüttelten Ländern in Mittel- und Osteuropa die Einführung des Euro empfohlen. Sie sollten ihre Währungen zugunsten des Euro aufgeben, ohne formell Mitglied der Eurozone zu werden....Darin werde vorgeschlagen, dass die Eurozone ihre Beitrittskriterien lockere.... Ein Beitritt zur Eurozone verspricht dem IWF zufolge die besten Erfolgschancen für eine Bewältigung der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise in diesen Ländern. Die große Unsicherheit unter den Investoren würde damit zurückgehen."

Na so was aber. Vor allen Dingen geht es dem US-dominierten IWF um viel handfestere Probleme. Eigentlich ist er nämlich für die anstehende Stützung der bankrotten Oststaaten zuständig, und damit vorwiegend der US-Dollar. Schafft er es nun aber das Problem alleine der EU ans Bein zu kleben, dann reduziert sich die Schuldenlast der USA deutlich. Wer dann wiederum innerhalb der EU die Hauptlast gegen die "große Unsicherheit unter den Investoren" tragen soll, das ist, na Sie ahnen es schon, natürlich der mit Abstand größte Nettozahler Deutschland. Und damit, in the last run, Sie lieber Steuerzahler und Kleinvermögenbesitzer.

Und damit wir dann nicht zu allem Pech auch noch all dead sind, wäre es nicht schlecht, wenn eine der Parteien zur Bundestagswahl sich schon jetzt eine weltweite und soziale Vermögens- und Währungsreform auf die Fahne schreiben würde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich werde ihn baldmöglichst freischalten. Diese Funktion dient lediglich der Vermeidung von Spam- und Flame- Kommentaren und dient niemals einer Zensur.