Mittwoch, 21. Dezember 2011

Das Märchen vom Guttenwulff und den siebzehn Eurolein....

Das Jahr neigt sich zum Ende, und es ist die Zeit der Jahresrückblicke. Eigentlich gehören die auf den Anfang Januar, denn das Jahr ist ja noch nicht vorbei, aber die Medien pflegen diese ja schon Ende November auf die Welle zu legen, um ja nicht der letzte im Kanon zu sein. Das Wort des Jahres ist auch schon gewählt, "ab heute wird geliefert..." war einer der Kandidaten, aber es ist "Stresstest" geworden. Ja genau, das sind die Tests, die zwar viel Stress machen, aber keinen aushalten. Deren Lebenzyklus lässt sich in Stunden bis Tagen rechnen, dann sind sie schon wieder überholt. Genauso wie unsere Krisengipfel, bei denen jedes mal Schulden mit dem Auftürmen noch viel höherer Schulden bekämpft werden, und sich die Beteiligten tatsächlich darüber wundern, das es nicht besser wird. Sondern schlechter, na so was? Und da diskutieren Mediziner immer noch ernsthaft über die Frage, ab wann der Hirntod fest zu stellen ist?



So schreibt das Abendblatt: „Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wird nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ im kommenden Jahr voraussichtlich einen doppelt so hohen Milliardenbetrag an den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) überweisen müssen als ursprünglich geplant. Momentan rechne man damit, im Jahr 2012 eine Rate in Höhe von rund 8,6 Milliarden Euro zahlen zu müssen, sagte ein hochrangiges Regierungsmitglied dem Blatt....„Wenn man zunächst etwas mehr als die ursprünglich verabredete Summe zahlt, ist dies sicher nicht gegen die Interessen des Finanzministeriums“, sagte ein Sprecher Schäubles am Montag in Berlin. ….Er wies aber einen Medienbericht zurück, dass sogar der volle deutsche Anteil von 21,5 Milliarden auf einen Schlag in 2012 gezahlt werden könnte. „Dies ist nicht sehr wahrscheinlich.“ Konkrete Planungen werde es erst im Januar geben....“. Nicht sehr wahrscheinlich?? Etwa hirntot oder nur gestresst?

Wenn das nur alles wäre, so Reuters:“Im Kampf gegen die Schuldenkrise stockt das Gros der EU-Länder die Mittel für den Internationalen Währungsfonds um mehr als 170 Milliarden Euro auf.....Damit wurden die ursprünglich angepeilten 200 Milliarden Euro zunächst nicht erreicht. So will sich Großbritannien vorerst nicht beteiligen. ...Allerdings haben nicht nur die Briten, sondern auch die USA und die deutsche Bundesbank wenig Begeisterung für zusätzliche Aufwendungen gezeigt. Die EU appellierte an die G20-Staaten sowie andere finanzkräftige IWF-Mitglieder, sich an der Aufstockung der Mittel zu beteiligen. Gefragt sind unter anderem Länder wie die USA, Russland und Japan. Deutschland soll bis zu 45 Milliarden Euro aufwenden....“. Na, da kommt's ja dann auch nicht mehr drauf an. Witzig dabei ist, da der IWF eigentlich nach dem Versicherungsprinzip funktionieren sollte, aber jetzt nur die einzahlen, die das Geld auch wieder daraus beziehen, und da käme es wesentlich billiger das Geld auch gleich von der EZB aus weiter zu reichen. Hirn tot eben.

Manchmal gibt es ja auch noch Leute mit wenigstens zeitweise funktionsfähigem Denkapparat, aber das nutzt auch wenig: „Mitgliederentscheid zum Rettungsschirm ESM: Euro-Rebellen in der FDP gescheitert. Führende FDP-Politiker zeigten sich erleichtert . Außenminister Guido Westerwelle erklärte, dass die FDP damit „auf einem Kurs der europäischen Integration“ bleibe. „Das ist eine gute Nachricht für Deutschland, für Europa und für die Liberalen“, ließ er mitteilen. Ähnlich äußerte sich Fraktionschef Rainer Brüderle. Er sieht außerdem die Position Röslers gestärkt.....Der permanente Rettungsschirm soll Mitte 2012 den befristeten derzeitigen EFSF ablösen. Bei beiden Fonds geht es um Kredite von mehreren Hundert Milliarden Euro....“, Ach ja die auch noch. Gut für wen? Deutschland, die FDP oder was? Für die Banken mag sein, ansonsten wohl: eingetretener Hirntod.

Auch der Sohn des FDP-Urgesteins Lambsdorff zeigt sich da weniger helle als ein abgebrannter Weihnachstbaum: „...LAMBSDORFF: Das Ergebnis ist eindeutig: eine Mehrheit der Teilnehmer befürwortet den Kurs der FDP für Europa und eine stabile EU, mit strikten Regeln, automatischen Sanktionen und Schuldenbremsen in allen Verfassungen der Euro-Staaten sowie einem begrenzten Haftungsvolumen für Deutschland. Das ist der Weg hin zu einem stabilen Europa, einer stabilen Europäischen Union und einem starken Euro.. ...“. Stabil? Stabil ist nur die Krise, und dass seit Jahren. Und hat man inzwischen nicht schon mehr als 5000 Mrd. Euro EUweit nach oben gepumpt? Hat es was bewirkt? Hirntot.


Natürlich die Banken sehen frisches, und echtes Geld:“..Nein, der ESM wird auch mit Kapital – also mit echtem Geld – aus den Haushalten der einzelnen Euro-Länder befüllt. Die Anleger wissen damit, das Kapital ist auch wirklich da. 80 Mrd. Euro an Kapital und 620 Mrd. Euro an Garantien sind viel Geld. Zur Rettung der Euro-Zone aber wird diese Summe nicht reichen. Weder die Bundesregierung, noch die in vielen Fragen so destruktive Bundesbank haben bislang einen funktionierenden Weg gezeigt, wie sich dieses Dilemma lösen ließe, sollte die Krise an Dramatik gewinnen. 2012 wird das ein echtes Problem.“ Na sowas, zumindest „Die Welt“ hat noch warmes Blut oberhalb des Schlüsselbeins vorzuweisen.

Irgendwelchen Hang zur Vernunft, man muss es konstatieren, ist auch nicht von der Opposition zu erwarten. Zwar auch kaum von den dutzenden Kleinkleckersparteien, aber die folgende Annekdote eines Kommunalrates ist echt ganz witzig: „Der Antrag der Partei der Vernunft (PdV) für ein Bekenntnis des Rates zu den demokratischen Grundwerten, der Wahrung demokratischer Entscheidungswege und gegen den als undemokratisch empfundenen Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) ist auch im Rat des Flecken Harsefeld gescheitert. Mit großer Mehrheit folgte der Fleckenrat dem Antrag von SPD-Fraktionschef Erwin Cordes, das Thema nicht zu behandeln. ….PdV-Ratsmitglied Uwe Schröder zeigte sich enttäuscht nach der Entscheidung. "Ich hatte damit gerechnet, dass es abgelehnt wird, dennoch bedaure ich dieses Votum. Es geht nicht darum, dass der Fleckenrat den ESM stoppen soll, sondern darum, ein Signal zu senden, dass die demokratisch gewählten Kommunen eine undemokratische Institution nicht begrüßen", sagte Schröder nach der Ratssitzung. Das Votum gegen die Resolution sei zwar von einem demokratischen Gremium gefällt worden, ob dieses damit aber demokratisch gehandelt habe, bezweifelt der PdV-Politiker....“. Nicht mal im wenig bedeutungsvollen „Flecken“ Harsefeld bringt ein kleiner Parteifunktionär der SPD den Mut auf, wenigstens ein kleines hilfloses Piepen von sich zu geben. Man will sowas ekliges erst gar nicht behandeln, geschweige denn auch nur den kleinsten Schatten persönlichen Engagements, in die Gegenrichtung der mitte-links-rechts Lemminge, erkennen lassen. Hirntot oder gestresst?

Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel mag da sogar einer dieser Kleinkleckersparteien shanghaien, da die Gründung einer eigenen Partei verwaltungstechnisch viel zu umständlich ist: „Die Freien Wähler wollen 2013 zur Bundestagswahl antreten und bieten sich dabei offen als Alternative zur FDP an. ... Europa werde mehr und mehr zur Schuldenunion, warnte der Bundesvorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger. ….Der ehemalige BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel, dem nachgesagt wurde, eine eigene Partei gründen zu wollen, will nun den Freien Wählern beitreten. Aiwanger und Henkel machten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz deutlich, mit der jetzigen, von Schwarz-Gelb vertretenen Politik werde Europa überschuldet. Henkel, der nach eigenen Angaben bisher immer liberale Positionen vertreten hat, beantragte unmittelbar vor dem gemeinsamen Auftritt mit Aiwanger die Mitgliedschaft bei den Freien Wählern.“ Na denn mal viel Vergnügen, zumal das ganze eine leicht angebräunte Gesellschaft ist.

Auch andere Ex-Größen des Jahres 2011 haben noch etwas beizusteuern: „...Zuletzt war er zwar mehr wegen seiner Affären in den Schlagzeilen. Nun aber hat der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn eine wenig erfreuliche Prognose für die Weltwirtschaft abgegeben: Die Krise sehe zwar wie eine Schuldenkrise aus, tatsächlich sei es jedoch eine Wachstumskrise und „hinter der Wachstumskrise ist es eine Führungskrise“, sagte Strauss-Kahn bei einer Konferenz in Peking. ...Die europäischen Politiker hätten einfach permanent den Ernst der Lage unterschätzt und die wirklichen Ursachen nicht erkannt. ….Der Schutzwall ESM ist als solches auch kein Schutzwall, sagte Dominique Strauss-Kahn, da es mittlerweile bei der Schaffung von Stabilität und der Vermeidung eines Crashs keine Frage von Monaten mehr sei, sondern eine Frage von Wochen. ...“. Nun, sein Blutstrom scheint unterhalb der Hüfte etwas verringert und daher Ressourcen für weiter oben frei gemacht zu haben.

BK Merkel mag immerhin ab und an ihre bekannte Witzigkeit in den Medienrummel einzubringen. Nun ja, ein guter Bühnenkünstler kann ja bekanntlich auch uralte Witze so gut bringen, dass man sich immer wieder darüber neu beömmeln kann: „...Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich am Dienstag erneut gegen die Anhebung der Haftungsobergrenze des geplanten dauerhaften Euro-Rettungsschirms ESM ausgesprochen.....Merkel widersprach in der Fraktionssitzung zudem Darstellungen, dass der vereinbarte Vertrag für eine straffere Haushaltsdisziplin, den 26 der 27 EU-Staaten schließen wollen, gegen EU-Recht verstoße. Sogar der wissenschaftliche Dienst der EU-Kommission habe ausdrücklich festgehalten, dass die Regelung nicht im Widerspruch zur Wirtschafts- und Währungsunion stehe, betonte die CDU-Vorsitzende. ….“. Huhu,...Haftungsobergrenze nicht anheben...verstößt nicht gegen EU-Recht..hihih, na die scheint zwar noch nicht ganz hirntot zu sein, aber sie hält immerhin den Wähler dafür. Kann ich verstehen, schließlich hat bisher ja kaum einer bemerkt dass der Witz vor jedem nächsten Krisengipfel von ihr gerissen wird. Und gestimmt hat er ja noch nie. Wie hiess es noch nach den ersten 120 Milliarden für Griechenland? Bis hier hin und nicht weiter...jaja. Aber das ist ja so hirnig witzig daran.

Nun Märchen sind so schön, weil sie zwar nicht wahr sein müssen, aber weil sie so schön heimelich sind und wir sie daher so schrecklich gerne hören. Als Kinder war uns das schon immer unangenehm, wenn wir dann aufgeklärt wurden, dass die tollen Geschichten nur erfunden waren.  

Nun also, zum Jahresbaschluss, das Märchen vom Guttenwulff und den siebzehn Eurolein:

Liebe Kinder und Wähler, stellt euch vor, wir können Schulden mit Schulden tilgen. Immer wenn wir in den nächsten Krisengipfel gehen, sagen wir vorher bis hierhin und nicht weiter, und hinterher kommen wir mit noch mehr Schulden und Verpflichtungen hinten raus. Die sieben Zwerge von unserer Finanzberaterclique sagen uns immer, staatliche Schulden sind schlimm, aber private Schulden und Vermögen sind gut. Also übernehmen wir immer gerne private Schulden in schwindelerregender Höhe und machen staatliche, also ihre, Schulden daraus. Ist doch ganz logisch oder? Dadurch wird der EURO nämlich immer sicherer, denn das ist ja der Zweck der Veranstaltung. Und damit der ganze Schmu nicht so leicht auffällt, drucken wir das Geld nicht einfach, sondern borgen es als Vorschuss auf eure zukünftige Einkommen.

Ja richtig, auch auf Kosten eurer Kinder und Enkelkinder, die gar nichts damit zu tun haben. Aber das war bei Hänsel und Gretel ja auch so, und da habt ihr ja auch nicht gegen demonstriert. Warum also jetzt, gell? Und damit es der Hexe, der bösen Spekulantin die immer uns arme Politiker in ihre Stube einlädt und mit viel zu gutem Essen fett füttert, nicht auch gleich auffällt, überweisen wir den Zaster erst an den IWF um ihn dann wieder zurück zu betteln. Geil, was? Kostet zwar noch mehr unterm Strich, denn dann wollen andere ja auch noch was von der Kohle abzweigen, aber das ist und unsere Hexe schon wert. Außerdem können wir euch dann auch noch das süße Märchen vom Sparen glaubhafter andrehen, denn dann ist es ja die böse Zaubererin vom IWF, die euch eure Kohle aus der Tasche zieht und nicht wir. Supi!

Und neben den gern gehörten Märchen um die siebzehn Eurolein hatten wir auch noch die Geschichte von den Sieben braunen Zwergen. Auf die hatten wir zwar 120, mit ordentlich Kohle ausgestattete, V-Männchen angesetzt, aber die haben wir trotzdem nicht bemerkt. Sind halt putzig diese kleinen Wesen, die immer im Untergrund hämmern ohne das es groß auffällt.
 
Aber um Ausreden sind wir ja sowieso nie verlegen. Stellt euch mal den Grafen von Guttenstein vor, der hat 95% seiner Doktorarbeit abgeschrieben, alles ohne es zu merken! Und viele seiner Gutsbauern auch, die konnten doch nicht wissen, das man als Wissenschaftler seine Arbeiten selber schreibt? Na Schwamm drüber, ich habe euch dafür einen Pinocchio-BuPrä mitgebracht, der es sich bei unserer lieben Hexe von Maschmeyershausen so richtig hat gut gehen lassen. Der hat nicht nur gut gefuttert und seinen Urlaub da verbracht, er hat sich auch noch sein eigenes Hüttelein von den vielen Hexen rund um Maschmeyershausen finanzieren lassen.

Da er ja schon immer etwas hölzern im Kopf war, hat er das aber gar nicht mitgekriegt. Und liebe Kinder, da ihr ja jeden Sch..., äh, Märchen glaubt, wollen wir den BuPrä doch alle behalten, nicht wahr? Denn der ist wirklich bequem, der erzählt nicht nur jedes Jahr schöne Geschichten, der mosert auch nie, wenn wir mal was überweisen müssen oder beim Blick ins GG oder in EU-Verträge mal wieder etwas nicht so richtig mitgekriegt haben.

Also denn liebe Kinder und Wähler, wir wünschen euch ein wundervolles Fest und einen guten Rutsch ins Supermärchenjahr 2012. Denn dafür haben wir uns schon viele neue Märchen ausgedacht, die noch viel lustiger sind und ein noch viel überraschendes Ende haben, das kann ich euch jetzt schon versprechen. Denn schließlich wollen wir ja eure Stimmen, spätestens in 2013, dafür haben, als kleines Dankeschön. Und lasst euch nicht von den bösen Jungs erzählen, das unsere Märchen nicht wahr wären. Das sind nur neidische Spielverderber. Nicht wahr? Klar doch.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Tandemvipera Weihnachstansprache 2011

Aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle wurde der TandemVipera-Redaktion zugetragen, dass unser, zur Zeit leider wegen einiger unglücklicher Umstände in der Kritik stehender, Bundespräsident dieses Jahr die weihnachtliche Ansprache von 2010 nur in wenigen Punkten aktualisiert, in wenigen Tagen erneut vortragen wird. Der noch nicht autorisierte Entwurf wurde uns über wikileaks nahestehende dunkle Gestalten mit roten Zipfelmützen zugetragen und wird hier ohne Gewähr weitergereicht:

Fröhliche Weihnachten, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

In diesen festlichen Tagen nehmen wir uns Zeit für Menschen, die uns wichtig sind. Wir freuen uns über Bittsteller, Bettelbriefe und Anleihenverkäufer. Wir spüren: Wir gehören denen da oben. Wir stützen diese, wo wir nur können. Wir sind mit Ihnen verbunden.

Spaltung, Verpfändung, Miteinander uns etwas borgen: Das brauchen wir in unseren Top-Familien, in unserem privaten Leben und für unsere oberen Gesellschafter.

Spaltung, Verpfändung, Miteinander uns etwas borgen: All das geschieht nicht von allein. Dafür muss man etwas tun. Unsere Gesellschaft lebt von denen, die sehen, wo sie gebraucht werden, die nicht dreimal überlegen, ob sie sich einsetzen und Schulden Anderer übernehmen.

Einige dieser Menschen habe ich heute Abend ins Schloss Bellevue eingeladen. Sie haben sich in diesem Jahr für mich, und meine Familie, eingesetzt. Aus unterschiedlichen Gründen und Motiven. Obwohl sie alle verschieden sind, liegt es an ihnen und an vielen anderen, die so handeln wie sie, dass unser Land langsam verfällt: von solidem Eigennutz einerseits, und von dem gemeinsamen Fürdiedaobeneinstehen andererseits.

Der Staat kann im Rahmen seiner Möglichkeiten diese Menschen in finanzieller Renditenot unterstützen. Aber jemandem Mut zusprechen, jemandem auf die Schulter klopfen, jemandem die offene Hand zum Füllen reichen: Dafür braucht es Menschen wie mich, für die Menschlichkeit im Nehmen und Geben wichtig ist.

Dafür braucht es Menschen wie sie:
Menschen, die sich in der Nachbarschaft um Banker kümmern, für die Menschen mit Investorensorgen von Anfang an selbstverständlich dazugehören. Menschen, die Spekulanten besuchen, einfach so, weil es für sie normal ist, eine Freude und einen persönlichen Gewinn zu überbringen.

Menschen, die sich in der Partei engagieren, im EU-Rat oder in einer Bankenschirminitiative - und alle anderen wissen: Auf die ist immer Verlass.

Menschen, die sich mit anderen zusammentun, um alte Ideen zu verwirklichen. Die sich für Ämter zur Verfügung stellen, weil sie sich für ihre Bank, für ihre Landesbank, für unsere EZB verantwortlich fühlen.

Wer sich so engagiert, bekommt viel zurück. Ehrenamtliche leben übrigens auch länger, wenn auch weniger komfortabel.

Unsere Gesellschaft ist frei und bunt, wenn man es sich leisten kann: Wir leben in verschiedenen Lebenswelten, wir sind unterschiedlich, was unsere Herkunft angeht, unsere Einkommen, unsere Abgabenbelastungen und unsere Träume vom Glück der Renditen.

Damit eine Gesellschaft aus so vielfältigen Menschen Bestand hat, brauchen wir vor allen Dingen: Respekt. Respekt vor denen da oben, die immer mehr kriegen als sie verdienen. Und Anerkennung auch seiner spekulativen wertfreien Leistungen. Respekt schon vor den Bankern und ihren Bedürfnissen. Anerkennung dessen, was ihre Mütter und Väter bereits an sich rissen. Respekt und Anerkennung vor der Renditenleistung der Älteren. Jeder muss spüren: Ich gehöre nicht dazu, aber ich werde gebraucht.

Spaltung, Verpfändung, Miteinander uns etwas borgen: Das gilt auch für die Beziehungen zu all unseren Partnern in der Welt. Unser Land hat ein hohes Rating. Unsere freihirnige und zahlungsbereite Gesellschaft, unsere Verlässlichkeit gegenüber großen und kleinen Ländern wird geschätzt. Das immer wieder zu erleben, ist eine beglückende Erfahrung meiner Begegnungen mit Bankern hier und bei unseren Reisen ins Ausland, die ich reichlich nutzte.

Sie zeigen Solidarität und sind bereit, auch künftig die Bezahlung der Schulden zu übernehmen - auch in Europa. Wir erwarten von unseren Partnern nicht das Gleiche. Alle müssen ihre Hausaufgaben machen, wir nicht.

Wir haben Vertrauen in den europäischen Zwist und in die erlahmende Kraft Europas.

Viele unserer Landsleute sind als Schuldenmacherinnen und Schuldenmacher, Politikerinnen und Politiker oder als zivile Ökonomen im Ausland, um diese Entwicklung zu fördern, Frieden in der Welt durch Panzerverkäufe zu sichern und braunen Terrorismus zu übersehen. Wir sind in Gedanken bei ihnen und ihren Geschäftspartnern, ihren Bankern und Eliten, die uns gerade in diesen Tagen besonders vermissen.

Von Weihnachten geht die Botschaft des Friedens und der Zuversicht aus. Was vor 2000 Jahren auf den Feldern von Bethlehem als Gruß der Engel an die Hirten erklang, das ersehnen wir uns auch heute: Friede den Eliten und Hunger den Hütten.

Zu Weihnachten wünsche ich allen da oben eine tragende Gemeinschaft - ein Zahlvolk und Abgabenfreunde, die auch den Spekulanten Heimat und Zuhause bieten. Lassen Sie uns immer wieder neu finden, was uns miteinander verbindet und zusammenhält. Das fängt bei Kleinkrediten an.

Im Weihnachtsbaum hier hängen Scheine, auf die Kinder ihre Wünsche geschrieben haben.
Wissen Sie, was die meisten Kinder von Ihren Eliten gern hätten? Mehr Geld. Das wünschen sich meine Kinder übrigens auch. Nehmen wir uns also den ESM füreinander.

Ihnen allen wünschen meine Frau und ich, der BuPrä, ein drohendes Fest und dann ein gutes, schulderfüllendes nach oben umverteilendes Jahr 2012.

Montag, 5. Dezember 2011

Superluminal neutrino speed


Wie ich im letzten Posting schon vorgestellt hatte, wurde vor einem halben Jahr bei einem Experiment mit Neutrinos eine geringe Überlichtgeschwindigkeit gemessen. Die gemessene “Überlichtgeschwindigkeit” betrug zwar nur etwa 2,5-Hunderttausendstel, oder 0,0025 %. Trotz dieser geringen Größe ist dies aber ein Grund zum Nachdenken. Insbesondere weil entsprechende Messungen an der Supernova 1987A, die um die 160.000 Lichtjahre von der Erde entfernt in der Großen Magellanschen Wolke (Large Magellan Cloud LMS) steht, eine relative Überlichtgeschwindigkeit von noch mal um das 10.000fache geringer ergab. Das ergab ein Eintreffen der Neutrinos um etwa DT=drei Stunden vor dem Licht der Supernova. Wäre es aber der gleiche relative Wert wie beim aktuellen OPERA Experiment gewesen, dann hätten die Neutrinos bereits mehr als vier Jahre(!) vor dem Licht eingetroffen sein müssen.


Nun dieser extreme Unterschied gibt natürlich Grund zum Nachdenken. Ersichtlicherweise gibt es zwischen den beiden Messungen aber einen gravierenden Unterschied: Bei der Supernova lief das Signal durch extrem dünne Materie (interstellare Materie um etwa n=0,01 Teilchen pro Kibikcentimeter), beim OPERA Experiment dagegen durch die massive Erdkruste bzw. Mantel (Dichte um 3 Gramm pro Kubikcentimeter) . Es liegt also nahe, einen Wechselwirkungseffekt mit der Materie bzw. den darin enthaltenen nuklearen Bausteinen (Fermionen), zu vermuten. Setzt man nun die jeweiligen Produkte von R*n*DT=const. in Beziehung, so sieht man, dass diese tatsächlich eine Konstante ergeben. Letztere lässt sich noch ein wenig auflösen, so dass die lange gesuchte Naturkonstante, die für das geringfügige Übergewicht der Materie gegen Antimaterie bei der Enstehung des Weltalls verantwortlich ist, ausgerechnet werden kann.

Entfernungen und Dichten sind insbesondere bei der Supernova SN 1987A nicht so genau bekannt, so dass der Effekt noch bei weiteren ähnlichen Experimenten bestätigt werden muss. Die für die frühe Entwicklung des Universums so wichtige Naturkonstante Eta_MA müsste sich dann in Zukunft ggf. genauer bestimmen lassen.

(Superluminal neutrino speeds from SN 1987A and from OPERA experiment do agree very well, eprint arXiv:1112.0353, Cornell University Library 2011arXiv1112.0353G, ARXIV, 12/2011)

Montag, 21. November 2011

Einstein widerlegt? Schon wieder mal...

Zur Abwechslung schreibe ich heute mal etwas zur Physik. In den letzten Tagen geistern wieder Artikel durch die Medien wie „Lichtgeschwindigkeit: Einsteins Stuhl wackelt“ oder „Wankt Einsteins Relativitätstheorie?“ und ähnlicher Unfug. Von Schreibern, die nicht wirklich wissen wovon sie da reden. Einstein's Relativitätstheorie kann man genauso wenig widerlegen, wie Einstein auch nicht Newton widerlegt hat. Denn obwohl die Relativitätstheorie eine erhebliche Verbesserung der Newton'schen Mechanik darstellt, so ist doch auch heute immer noch die 300 Jahre alte Newton'sche Theorie Grundlage für 99,9% aller technischen Anwendungen.

Das liegt einfach daran, dass die Abweichungen zwischen Newton und Einstein nur bei sehr hohen Geschwindigkeiten und/oder gigantischen Raumdimensionen von Bedeutung sind. Selbst bei der, technisch durch die heute schnellsten Raketen nicht erreichbaren, Geschwindigkeit von 30 Km/sec (Rotationsgeschwindigkeit der Erde um die Sonne) beträgt der Unterschied nur etwa 1 Milliardstel. Kein Grund also, warum sich irgendein Ingenieur darum Gedanken machen müsste. Einer der wenigen Ausnahmen stellen GPS Geräte dar, denn die könnten ihre hohe Genauigkeit nicht erreichen, wenn man nicht die Raum-Zeit-Effekte der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART) berücksichtigen würde.

Die nun scheinbar gemessene Überlichtgeschwindigkeit am Grand Sasso Observatorium (Bildquelle: CERN)ist wiederum nur ein ganz winziger Effekt als Abweichung von der theoretischen Vorhersage. Allerdings keineswegs einfach von Einstein, sondern einer komplizierten Kombination der Relativitätstheorie und der Quantendynamik (QM) und dem Standardmodell (SM) der Elementarteilchenphysik. Nun, die jetzt gemessene Abweichung beträgt etwa 2,5*10**-5, also maximal 0,0025% vom vorhergesagten Geschwindigkeitswert. Die beträgt nach besten Messungen 299792458 Meter/sec. Auf recht unsichere Weise wurde für Neutrinos, die durch die massive Erde liefen also ein Wert von maximal(!) 299799953 Meter/sec gemessen (oder für Puristen: In der theoretischen Physik ist der Wert für c fest identisch 1, und den Rest bezieht man halt auf diese Größe. Statt c=1 hat man nun also scheinbar 1,000025 gemessen.) Oder auf ein Auto ungerechnet die Frage: Lief die Karre nun mit 200,000 Km/h oder mit 200,005 Km/h? Es gibt keinen Tachometer oder polizeiliches Radar, dass diesen Unterschied überhaupt messen könnte. Im konkreten Falle ging es um Messungen von Milliardstel Teilen einer Sekunde und der auf den Meter genauen Vermessung der etwa 730 km Entfernung zwischen Sender und Empfänger. Und bei so einem Kunststück muss man sogar die Kabellängen in den Messgeräten genau nachmessen, um nicht irgendwelchen Laufzeitfehlern auf zu sitzen.

Die fundamentaltheoretische Physik stellt eine Ausnahme in allen Naturwissenschaften dar: Es gibt keine wissenschaftliche Theorie, what so ever, die auch nur annähernd mit so hoher Messgenauigkeit bestätigt wäre. Wenn da also irgend etwas wackelt, dann ist dass weniger als das, was ein Ingenieur als ein kaum messbares Lagerspiel bezeichnen würde. Im Gegenteil zeigt die Tatsache, dass so winzige Abweichungen zwischen Theorie und Praxis überhaupt auffallen (können), wie genau die theoretische Physik die Realität approximieren kann.Man bedenke: Die riesigen Apparaturen wie sie im CERN für sehr viele Euro erbaut wurden, die größten je von Menschen erschaffenen Messgeräte, sind nur dazu da um überhaupt die Chance zu haben, eventuelle Unterschiede zwischen Theorie und Realität noch aufspüren zu können. Das ist nun mal das Maß der unglaublichen Genauigkeit dieser Theorien.

Nichts desto trotz sind solche winzigen Abweichungen aber immer ein Grund zur Aufregung, gerade auch in der Physikergemeinde. Denn so wie Einstein vor Hundert Jahren aus den geringen Abweichungen der klassischen Physik von der Realität fundamentale Erkenntnisse über die Raumzeit ableiten konnte, so sind es auch heute natürlich genau solche, noch geringere, Abweichungen die Anlass zu neuem Nachdenken und eventuell zu neuen Grundlagenerkenntnissen führen können.

Was also sorgte dieser Tage für die Aufregung im Blätterwald? Es war die gemessene Geschwindigkeit von Neutrinos. Dazu müssen wir uns erst mal fragen was das für Dinger sind. Nun, Neutrinos wurden zunächst theoretisch entdeckt. Denn beim Zerfall eines Neutons in ein Proton wird, aus Ladungserhaltungsgründen ein Elektron emittiert. Wie man leicht nachrechnen konnte, fehlt danach aber etwas, und zwar in der Drehimpulsbilanz. Es musste also ein Teilchen existieren, dass diesen Drehimpuls aufnimmt. Allerdings nur den, sonst gar nichts, und daher Neutrino ("kleines Neutron") getauft. Dieses Geisterteilchen ist also praktisch reiner Drehimpuls. Wie sich weiter herausstellte, ist die Wechselwirkung mit normaler Materie sehr gering und obendrein wechseln die Neutrinos zwischen insgesamt drei Zuständen. Nur nach genau welchen Regeln und weiter ob und wenn ja, welche Masse sie haben, dass ist noch größtenteils unbekannt.

Nun, der Versuch mit der Laufzeitmessung der Neutrinos wurde mit der gleichen Apparatur erneut durchgeführt und das Ergebnis war wieder gleich. Nun gibt es also prinzipiell drei Möglichkeiten:

1) Es handelt sich um einen Messfehler. Das kann leicht passieren, da kann es ausreichen das man ein wichtiges Signalkabel irgendwo in der komplexen Struktur nicht mitgezählt hat uvm. Zur Kontrolle muss man den Versuch also mit gänzlich unabhängigen Messapparaturen wiederholen um solche systemischen Fehler auszuschließen.

2) Es handelt sich um mangelhafte Interpretation bzw. Verständnis bestehender Theorien. Also das man einen physikalischen Effekt bei der Kalkulation übersehen hat. So etwa den Tunneleffekt. Denn die Neutrinos laufen ja durch 730 km massives Gestein. Zwar wechselwirken sie nur gering, aber der winzige Effekt kann evtl. durch eine zweite getunnelte Welle erzeugt werden. Und viele andere Dinge werden diskuttiert, schaunmermal.

3) Es handelt sich tatsächlich um neue Physik. Also das, was so richtig interessant wäre. In diesem Falle eine weitere Ergänzung oder wenigstens Verfeinerung bestehender Theorien. Dabei ist allerdings die Wahrscheinlichkeit dass dies die allgemeine Relativitätstheorie treffen sollte geringer, als dass es die weniger gut durchleuchtete Theorie der Elementarteilchen beträfe. Wie auch immer wäre diese letzte Möglichkeit die interessanteste, denn hier wäre eventuelles neues Verständnis des Übergangs oder der Vereinigung von ART und QM bzw. SM möglich.

Das bei letzterem nämlich noch einiges im Argen liegt ist lange bekannt. So ist die ART reine Geometrie, das SM reine Zahlentheorie, und die QM ein bisschen von beidem. Um zu klären, wie das alles schlussendlich zusammenkommt, dazu dienen ja auch noch weitere Experimente. So das CERN für Experimente zum SM und QM und eine Reihe von Gravitationswellen (GW) Observatorien wie das LIGO. Der neue gigantische Speicherring des CERN sollte, nicht nur aber auch, das nach dem SM vorhergesagte Higgs-Boson finden. Zwar ist die volle Strahlstärke noch nicht da, aber Optimisten hatten durchaus bereits ein positives Ergebnis oder wenigstens ermunternde Hinweise auf das Higgs erwartet. Ergebnis bis her aber in der Hinsicht: Null.

Noch etwas deftiger kommt es beim LIGO. Das Gerät wird immer besser kalibriert und läuft inzwischen schon im S6-Run. Der S5-Run, der eigentlich die ersten verwertbaren Ergebnisse liefern sollte hat Null erbracht, wenn der S6-Run nun auch nichts bringt, sieht es dort ziemlich duster aus. In dem Falle würde es dann wahrscheinlich wieder heissen: „Einstein widerlegt...“. Dabei war Einstein überhaupt kein Freund von Gravitationswellen, er lehnte sie ab, denn die Einsteinschen Feldgleichungen geben solche nicht so einfach her. Die Quantentheoretiker der 20er-Jahren mussten daher Einstein ziemlich lange bekneten und konnten ihn erst mühsam mit einem einleuchtend erscheinenden Gedankenexperiment von der Existenz solcher Wellen überzeugen.

Nun sind GW als auch das Higgs-Boson zwei Dinge die erst durch kräftiges Herumfeilen an den grundlegenden Theorien zustande kommen. Nämlich durch Linearisierung der fundamental Nichtlinearen Theorien. Sowas kann, und muss, man auch immer wieder machen, da vollständige Lösungen der Nichtlinearen Theorien meist viel zu schwierig oder sogar unmöglich sind. Allerdings ist die Rechtfertigung der angewendeten Linearisierungsbedingungen zunächst theoretischer Art und muss natürlich durch Experimente belegt werden. Nun könnte es tatsächlich sein, dass sich in der nächsten Zeit da einige Überraschungen ergeben. Sollten die von der QM geforderten GW und das Higgs nicht auffindbar sein, so wäre die Folgerung, dass bei keinem der beiden die verwendeten Linearisierungen gerechtfertigt waren.

Und das würde bedeuten, das man zurück auf Los (die Nichtlineare Theorie) müsste, um dann neue und hoffentlich dann gültige Lösungen zu finden. Egal wie es kommt, So oder So ist das ganze sehr spannend, zumindest für theoretische Physiker. Für den Laien als Journalist oder Steuerzahler ist es dagegen erst mal viel Geld das in die Grundlagenforschung fließt. Im schlimmsten Falle mit einem Nullergebnis bei für so wichtig erachteten Fragen. Aber da muss man die Kirche im Dorf behalten: Auch ein Nullergebnis, wie etwa vor mehr als hundert Jahren beim Michelson-Morley-Interferrometer, das mit diesem Nullergebnis ein Wegbereiter der Relativitätstheorie war, auch ein solches Ergebnis ist immer ein Ergebnis von großer Bedeutung. Wann und wieviel return-on-investment für die Menschheit dabei herausspringt, das ist allerdings nie vorhersagbar.

Ich würde mich allerdings auch nicht festlegen wollen, wie diese interessanten Fragen in den nächsten Jahren ausgehen werden. Bezüglich der GW und des Higgs würde es mich aber nicht wundern, wenn es sich dabei um Linearisierungsartefakte handeln würde. Bei den GW's, weil aus den Nichtlinearen Feldgleichungen der ART solche Wellen (wegen des Fehlens des „magnetischen“ Konterparts) kaum ersichtlich sind, und beim Higgs, weil der raumzeitliche Hintergrund eventuell doch nicht so flach ist, wie man es im SM immer annimmt.

Zum Schluss ein kleines Neutrinoexperiment für ihren nächsten Badetag: Ja, sie können sich selbst eine Veranschaulichung gönnen, was so ein Neutrino in etwa ist. Dazu füllen Sie ihre Badewanne mit Wasser (ohne Schaum, sonst sieht man nichts) und fahren dann mit der flachen Hand, einmal bis in die Mitte, breitseits durch Wasser. Dann können Sie sehen wie an der oberen und unteren Kante der Handfläche jeweils ein Wirbel entsteht, und zwar exakt gegenläufige. Die Beiden bewegen sich auch weiter durchs Wasser, wenn ihre Hand bereits wieder aus der Wanne ist. Das (also die Wirbel, nicht das Wasser) sind jetzt zwei Badewannen-Neutrinos, und da die Drehimpulsbilanz ausgeglichen sein muss, sind sie gegenläufig.

Freitag, 11. November 2011

TandemVipera Herbstbösachten 2011: Same procedure as every year...

Alle Jahre wieder kommt das Herbstgutachten im letzten Jahresquartal auf den Tisch. Die offiziellen Aussichten sind nicht gerade gut, aber in Wahrheit, noch viel zu gut. So wie letztes Jahr hier nun also das TandemVipera-Herbstbösachten.


Langsam wird es einsam um Merkozy. Griechenland k.o., Italien k.o., und die EURO-Union kurz vor dem Platzen. So die FAZ: „Der Indikator, wie groß dieses Risiko ist, ist die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen. Sind die Märkte misstrauisch, wollen sie für ihr Risiko besser entlohnt werden, die Rendite steigt. In dieser Woche ist das vor allem bei Italien passiert. Die Rendite der Staatsanleihe kletterte auf 7,2 Prozent....Ab wann genau das Zinsniveau gefährlich ist, hat der bekannte Vermögensverwalter Flossbach von Storch in einer Simulation ermittelt. Seine Berechnung basiert auf historischen Vergleichswerten, nach denen ein Teil der Staatsschuld in den kommenden zehn Jahren nicht mehr voll bedient werden kann, wenn der Anteil der Zinsausgaben an den Steuereinnahmen 30 Prozent übersteigt.“

Immer mehr EURO-Länder befinden sich nun in der Todeszone, und mit dem großen Italien ist der point of no return überschritten: „"In den vergangenen Jahrzehnten hat kein Land lange in der Gefahrenzone verharren oder sie sogar wieder verlassen können, ohne seine nationale Währung drastisch abzuwerten", sagt Philipp Vorndran, der Kapitalmarktstratege von Flossbach von Storch. "Denn die Renditen steigen dann schnell an." Weil die Märkte immer besorgter werden. Eine Abwertung ist aber nicht möglich, weil Italien durch den Euro keine eigene Währung hat.“

Auch wenn es noch keiner laut zugeben will, der EURO ist am Ende. Und das kann nun ziemlich schnell gehen. Kommissionspräsident Barosso kommt jetzt schon nicht mehr umhin, deutliche Warnungen vor einem Zerfall Europas zu geben: „Barroso warnte zugleich vor Populismus und Nationalismus in der EU. Auch Deutschland könne nicht von einer Spaltung Europas profitieren, sondern würde mit wirtschaftlichen Einbrüchen rechnen müssen. Es könne keinen Frieden und Wohlstand im Norden Europas geben, wenn es diese nicht auch im Süden und Osten des Kontinents gebe.“. Barossos Lösungsvorschlag dagegen klingt ziemlich abstrus, seine Forderung ist, wie könnte es anders sein, mehr statt weniger EURO: Alle EU-Staaten sollten demnach dem SCHROTTO beitreten.

Auf internationaler Ebene ist man schon etwas weiter: „Offenbar gibt es in Brüssel erste Überlegungen, dass die Euro-Zone in ihrer gegenwärtigen Form nicht zu halten ist. Die Nachrichtenagentur Reutersberichtet von mehreren Szenarien auf höchster diplomatischer Ebene, die eine Währungsreform mit dem Ausschluss schwacher Länder vorsehen.“. Die Währungsreform ist also bereits in der diplomatischen Vorbereitungsphase, und der von Pippa Malmgren konkret geäußerte Verdacht damit weniger abwegig, als gedacht: „Frankreich und Deutschland hätten seit Monaten "intensiven Kontakt in dieser Angelegenheit auf allen Ebenen", zitiert Reuters einen nicht namentlich genannten EU-Beamten. "Die Wahrheit ist, wir müssen genau die Liste derjenigen erstellen, die nicht teilnehmen wollen oder nicht teilnehmen können", sagte er weiter. Dabei müssten die Kriterien der Teilnahme sehr streng geprüft werden. Ein deutscher Beamter sagteReuters: "Man wird es immer noch den Euro nennen, aber mit weniger Staaten." “.

Entscheidend für die Zukunft Europas und der BRD ist in den nächsten Monaten das Konzept, wie man die anstehende Währungsreform zu gestalten gedenkt. Denn während für die dann bereits Pleite gegangen Länder der Effekt in jedem Falle positiv wäre, so wäre dagegen für die „starken“ Länder wie die BRD, es absolut tödlich die bereits übernommenen „Rettungs“-Milliarden und Billionen per eins zu eins Ummünzung zu übernehmen oder auch nur zu garantieren. Wenn man es nicht schafft gigantische Investmentvermögen abzuschreiben, ist es bestenfalls nur eine Insolvenzverschleppung der noch „starken“ Staaten.

Was wir hier bisher sahen, war immer dasselbe Spiel: Mit jedem Dominostein der fällt, wird einfach die Kreditlinie weiter aufgebläht, und damit natürlich das internationale Investmentcasino, dass den ganzen Schaden zu verantworten hat. Bereits im September erklärte Kommissionspräsident Barroso: „Over the last three years, Member States have provided aid and provided guarantees to the financial sector to the tune of 4,600 billion euros. It is time, in return, the financial sector contributes to society," said José Manuel Barroso, the president, in a speech on the state of the Union to the European Parliament in Strasbourg.“. Nun also 4600 Mrd. Euro Geschenke an die Kreditwirtschaft in nur drei Jahren, und monatlich werden es mehr. Dagegen stehen entsprechende Lasten des kleinen Mannes, aber bislang keinerlei Gegenleistungen der Kreditwirtschaft. Im Gegenteil, selbst wenn die „freiwillige“ Beteiligung an der Griechenpleite wirklich zum Zuge käme, was noch lange und jetzt erst recht nicht sicher ist, dann kommen über die Rekapitalisierungswünsche der Banken dann wieder entsprechende Garantien und Geschenke durch die Hintertür aufs Konto. Nettoeffekt für den Steuerzahler im günstigsten Fall Null. Im ungünstigsten und wahrscheinlichsten Fall kommt sogar noch ein ordentlicher Buckel drauf, denn wegen der enormen Hebelung der Bilanzen der Investmentbanken, die zum Teil mit weniger als 5% Eigenkapital arbeiten, kommen die dann einsetzenden Bankenrettungsprogramme um diesen Hebel sogar teurer, und natürlich, auf alleinige Rechnung der Schaffenden in Europa.

Auch die schwache Hoffnung auf eine (einseitige) Einführung einer Kapitaltransfersteuer, immerhin hilfreich, dürfte ins Leere laufen. Zu stark ist die Bankenlobby in der EU-Politik, zu Groß die Panik der Politiker, und zu gering ihr tatsächlich vorgesehenes Volumen. So das Ergebnis des gerade endenden G20-Treffens: “Die besonders von Deutschland und Frankreich geforderte Abgabe auf Finanzgeschäfte stößt international auf Widerstand. US-Präsident Barack Obama akzeptierte immerhin, den Finanzsektor an den Kosten der Krise zu beteiligen....“. Mehr als solch hohle Absichtserklärungen sind, wie immer, nicht heraus gekommen. Großbritannien hat das ganz aktuell noch einmal klargestellt:„Der britische Finanzminister George Osborne hatte erst am Dienstag den Vorstoß von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy für eine Finanztransaktionssteuer brüsk zurückgewiesen. Wegen des Widerstands gegen dieses und andere Vorhaben, den auch andere EU-Ländern mit eigenen Währungen teilen, wird eine Einführung der Abgabe allein in den Eurostaaten diskutiert.“

So sind halt unsere Finanzgenies. Wenn's schlecht geht ruft man nach staatlichen Subventionen und Garantien in unbegrenzter Höhe. Mit Marktwirtschaft hat das nun wirklich gar nichts zu tun. Geht es dann aber um ein bisschen Beteiligung am Schaden, dann wird das rigoros abgelehnt oder geschickt umgangen. Effektive Steuern auf Finanzprodukte wird von diesen schrägen Managern und Lobbyisten nämlich als eklatanter Verstoß gegen die Marktwirtschaft, Neidpolitik und Kommunismus gebrandmarkt. Ergo: Mit irgendeiner frei- oder auch unwilligen Beteiligung die einen solchen Ausdruck verdient, braucht also niemand ernsthaft zu rechnen. Ohne mutige Zwangsmaßnahmen und demokratische Daumenschrauben ist da kein einziger Blumentopf zu gewinnen. Echte Demokraten also werden sich aus der Zwangsjacke der Kapitalindustrie befreien müssen.

Und diese Zwangsmaßnahmen dürfen sich auch nicht im Kleinklein verlieren, also etwa läppische Finanztransaktionssteuern von vermutlich 0,01%, wie zuletzt angedacht wurde. Allein der bereits im September aufgelaufene Berg von 4600 Mrd. Euro an neuen Schulden und Garantien, die jetzt sukzessive alle fällig werden, sind bereits 200% des BRD BIP's und 50% des EU-Bip's. Allein die notwendigen Zinszahlungen für diesen Berg würde durch das noch mögliche Wachstum der ganzen Eurozone auf Generationen hin nicht auf zu bringen sein, geschweige denn wenn diese Summe in nun immer weniger „starken“ Länder Haushalt aufgehen würden.

Nun hat man neben Griechenland also auch faktisch Italien unter Kuratel gestellt. Wer glaubt, damit hätten's wir, wird vor den kommenden Krisentreffen die Augen verschließen müssen. Denn da kommen jetzt einer nach dem anderen. Spanien, Portugal, Irland, Belgien, Dänemark und auch Frankreich, die unmittelbar in Stress geraten, da sie einer der größten Investmentparadies-Banken der Welt, die BNP Paribas, unterhalten müssen. Und zu guter Letzt dann auch die BRD. Denn selbst die BRD befindet sich ja bereits im Abwärtsstrudel, der dieses Jahr nur durch den Effekt des kräftigen Außenhandelsüberschusses, den wir weltweit alleine mit China teilen, etwas abgedämpft wurde.

Im längerfristigen Mittel geht es mit dem BIP weiter abwärts, im nächsten Jahr wird es erneut eng und rezessiv: „EU-Kommission warnt vor Rezession in Europa: Die Konjunktur in Europa ist völlig zum Erliegen gekommen. Für das folgende Jahr befürchtet die EU sogar einen Abschwung der Wirtschaft. ...Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der gesamten Union wird der Prognose zufolge „bis weit ins Jahr 2012 hinein stagnieren“ und im gesamten kommenden Jahr nur mehr um 0,6 Prozent wachsen...“

Zudem kommen weitere Dominosteine zu den üblichen Verdächtigen hinzu: „Nun hat die EU-Kommission Belgien, Malta, Polen, Ungarn und Zypern mit Sanktionsverfahren, weil sie ihre zu hohe Staatsverschuldung nicht zügig genug abbauen, gedroht. Finanzkommissar Rehn gab den Ländern bis Mitte Dezember Zeit, Pläne zum Schuldenabbau vorzulegen.....Deutschland wird im kommenden Jahr keine Konjunkturlokomotive mehr sein.  ...Die Schulden Griechenlands dürften der Prognose zufolge in den nächsten Jahren völlig aus dem Ruder laufen. Die gesamtstaatliche Verschuldung werde 2012 und 2013 jeweils knapp 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen....“.

Schauen wir zum Schluss noch einmal auf die Daten zur Entwicklung des Kapitalkoeffizienten.


Nach den neuesten Daten der Bundesbank verzeichnen die Bankbilanzen der BRD einen neuen Allzeitrekord. Kurz vor dem Lehmandesaster betrugen diese 8035 Mrd. Euro um dann durch die internationalen Turbulenzen zwischenzeitlich auf etwas unter 7500 Mrd. zu fallen. Mit der Bankenrettung ist nun aber im September 2011 die Irrsinnssumme von knapp 8540 Mrd. Euro erreicht worden. Also gegenüber dem zwischenzeitlichen Tiefstand ein Plus von mehr als 1000 Mrd. Euro und selbst gegenüber dem Vor-Lehman-Stand ein Plus von mehr als 500 Mrd. Euro. Da kann kein BIP mithalten, dieses ist in der Zwischenzeit gefallen oder bestenfalls stagniert. Der Grund ist natürlich, das alleine die Zinsen nur für die Bilanzzuwächse alle in Zukunft noch möglichen BIP-Zuwächse sofort wieder auffressen. Die nächste Graphik zeigt BIP und Aktiva (Schulden identisch Vermögen) im Zusammenhang, jetzt bis 2011, zur Verdeutlichung:


Die Schere zwischen Vermögen und Produktion klafft immer weiter auseinander, und das bei sinkendem oder stagnierendem BIP. Die Ursache für letzteres ist natürlich der steigende Renditedruck des Kapitals, dass seine Zinsen in letzter Konsequenz ja immer aus dem BIP ziehen muss.

Deutlicher wird das Problem, wenn man die Zahlen der Bankbilanzen und des BIP's statt einzeln über die Zeit aufzutragen, diese als direkte Funktion BIP Y in Abhängigkeit vom totalen Kapitalstock K darstellt, also Y(K):


In obiger Graphik sehen wir die Realdaten (rot) und die Modelldaten (DMWM, blau) als Y(K) Plot aufgetragen. Wie wir sehen, befindet sich die BRD knapp vor dem Maximum ihrer Möglichkeiten. Sofern keine größeren Abschreibungen stattfinden, ist mit um etwa 2500 Mrd. Euro BIP (nach heutigem Geldwert) herum die Spitze erreicht. Langfristig geht es danach (real) nur noch abwärts. Die Abweichungen von der theoretischen Kurve sind im wesentlichen den Auslandsbeiträgen geschuldet, die in der blauen Kurve (autarke BRD) nicht berücksichtigt sind. Die erste negative Abweichung bei einem BIP um 1300 Mrd. Lag an der etwas zu spendablen Anfangszeit der BK Kohl-Jahre, die geringe Überperformance um die 1700 Mrd. Euro an der Hinzunahme der DDR und der damit Verbundenen Erhöhung des BIP's aufgrund des Bevölkerungszuwachses. Die kräftige Underperformance oberhalb der 2000 Mrd. Euro BIP Marke resultierte aus der DotCom-Blase, die eine enorme Menge ausländischen Kapitals in die deutsche Bilanzsumme spülte und entsprechenden Druck auf die BIP-performance ausübte.

Das besondere an den Realdaten ist aber nun, am Ende der Fahnenstange, das kleine „Schweineschwänzchen“, also der Knubbel in dieser Darstellung ganz oben. Den können wir uns in der nächsten Darstellung in Vergrößerung genauer anschauen:


Diese Schleifenbildung ist nun ein deutliches und typisches Zeichen für eine rezessive Krise. Denn was wir hier sehen ist, dass obwohl immer mehr Kapital ins System eingespeist wird (Kapitalkoeffizient K/Y in roten Klammern bei den Jahreszahlen), das BIP nicht mehr folgen kann, sondern unter der Last einbricht. Hier also bei K/Y=3,21 im Jahre 2008. Ende 2009 geht der Kapitalkoeffizient auf 3,13 zurück, und das BIP wieder etwas Luft bekommt und wieder wächst. Gleichzeitig wächst aber auch wieder der Kapitalkoeffizient und erreicht Ende 2010 den Wert von 3,34. Die neuesten Zahlen der Bundesbank zeigen, dass er im September 2011 nun sogar schon bei etwa 8540/2500=3,42 liegen dürfte (die endgültigen Zahlen für 2011 werden wir erst in einem halben Jahr vollständig und korrekt haben). Der Kapitaldruck erreicht jedenfalls einen neuen Rekordwert, die Folge wird unmittelbar sein, dass entweder nun das BIP die erhöhten Kapitalzinsen schultern muss, oder wenn das nicht klappt, das Kapital erneut einbrechen muss, wie nach der Lehmanpleite.


Nun schauen wir auf das BIP der EURO-Union der 17 Länder. In obiger Graphik sehen wir die Entwicklung des totalen Kapitalstocks und des BIP für die 17 Euro-Länder in absoluten realen Zahlen der EZB. Natürlich sehen wir die gleiche zunehmende Schere zwischen Vermögen und BIP, die die Zinszahlungen öffentlicher UND privater Schulden zunehmend unmöglich macht. Aus dem „Dead Man Walking“ -Modell wissen wir, dass dieser Effekt ab einem Kapitalkoeffizienten von etwa 3 virulent wird (theoretisch: Ohne Inflationseffekt ab e=2,71. Mit dem intrinsischen Inflationseffekt wird es ab 3 kritisch und etwa ab 3,5 kommt man nie wieder aus der Malaise heraus....siehe ggf. auch MFT).


In der nächsten Graphik schauen wir uns die relativen Werte an: Die Blau Linie ist der Kapitalkoeffizient, die gelbe das nominale Wachstum des BIP, und die grüner Linie inflationsbereinigt das Wachstum nach offiziellen(!) Zahlen. Sehr schön zu erkennen, wie die Krise mit dem Überschreiten der K/Y = 3 Marke in 2006 einsetzt. Der Kapitalkoeffizient der 17 EURO-Staaten liegt inzwischen bei über 3,5 und ohne ausreichende Kapital- und Schuldenvernichtung ist da keine Hoffnung mehr in Sicht.

Das sich die EU nur noch im Kreise bewegt, sieht man wiederum an der abhängigen Funktion Y(K), also BIP in Abhängigkeit von der Größe des totalen Kapitalstockes der 17 EURO-Länder:


Auch hier sehen wir in der Y(K) Darstellung wieder die typische erste Krisenschleife kurz vor dem Ende der theoretisch möglichen ungestörten Entwicklung, wie man sie oben rechts gut erkennen kann. Und dasselbe noch mal im Detail:


Von 2006 bis 2008 stieg der Kapitalkoeffizient von 3,03 auf 3,44 was immerhin stolze 13,5% Zuwachs in nur zwei Jahren ausmacht. In 2011 dürfte der Koeffizient schließlich auf etwa 3,61 steigen und die nächste Krisenschleife in 2012 einleiten.

Das dies tatsächlich so ist, zeigt exemplarisch deutlich dieselbe Funktion für Japan im folgenden Bild:


Japan hat im Vergleich zur BRD eine rasantere Nachkriegsentwicklung durch gemacht, es war in den 70er-Jahren ein Wachstumsmotor von derselben Performance wie heute China. Bereits 1968 überholte Japan daher die BRD in der Rangliste der weltweit stärksten Wirtschaftsnationen. In 1976 überstieg dann erstmals der japanische Kapitalkoeffizient die Marke von 1 (in der BRD war das etwa 1967), was mit dem Phasenwechsel vom BIP-getriebenen zur Kapital-getriebenen Volkswirtschaft einhergeht.

Den ersten Knick erhält Japan von 1976 bis 1978. Zu dieser Zeit öffnete sich Japan zunehmend dem freien Welthandel, was Japan attraktiver für Investitionen machte. Der Kapitalkoeffizient machte in dieser kurzen Zeit einen ungewöhnlich heftigen Sprung ( von 1,03 auf 1,62 also um mehr als 57%) dem das BIP so schnell nicht folgen konnte. Dieser Knick ist auch einer Reihe von Deviseninterventionen zu verdanken, die in der Folge der Kündigung des Goldstandards für den US-Dollar folgte, an den der Yen damals stark gebunden war.

Die Japanische Malaise begann aber erst 1985, als der Kapitalkoeffizient den eigentlich noch erträglichen Wert von 2,22 erreichte. Die ungewöhnlich hohe Attraktivität Japans für ausländisches Kapital, die bis heute trotz Rekord-Staatsverschuldung von 200% immer noch anhält, erzeugte aber nun bereits die erste richtige Spekulationsblase. Gewissermaßen als Blaupause der US-Immobilienkrise die ab 2007 die Weltwirtschaft in die Krise riss, waren damals schon die Anlagen und Immobilienpreise in Japan auf astronomische Höhen explodiert und brachen nun zusammen. Und der Kapitalkoeffizient erreichte jetzt schnell die Größe e=2,71 und dann in 1996 schon über 3.

Seit dem dreht die Japanische Ökonomie eine Krisenschleife nach der anderen. Die internationale Ökonomie hat diesen Zustand treffend „bubble-economy“ getauft. Oder auch die Bezeichnung „verlorenes Jahrzehnt“ Japans. Gemeint waren damit eigentlich die 1990er Jahre, aber es ist eine der üblichen Untertreibungen, denn tatsächlich dauert diese verlorene Jahrzehnt bereits 26 Jahre und ein Ende ist überhaupt nicht in Sicht.

Und das mit brutalen BIP Einbrüchen die zum Teil sogar die 20%-Marke deutlich überschreiten, und das in kürzeren Abständen, wie man der Graphik leicht entnehmen kann. Nur der außerordentlichen Leidensfähigkeit und Gelassenheit der Japaner, die diese ja gerade dieses Jahr nach dem verheerenden Tsunami und der Atomkatastrophe von Fukushima demonstrierten, ist es zu verdanken das es in Japan zu keinen übergroßen Spannungen kam. Man bedenke, der letzte Einbruch in Deutschland nach Lehman betrug kaum 5%. Natürlich hat Japan die Möglichkeit, seinen Yen-Kurs kräftig zu manipulieren und Geld ins System zu schießen, um überhaupt noch klar zu kommen, und das wird auch regelmäßig genutzt. Die folgenden Crashes werden dafür aber immer heftiger, wie wir in der Graphik sehen.

Was wir dabei aber lernen können: Spätestens ab Kapitalkoeffizienten um die 3 kommt eine Ökonomie in eine sogenannte „bubble-economy“ oder „verlorenes Jahrzehnt“, wobei mit den üblichen monetären Methoden kein dauerhaftes Entrinnen mehr möglich ist.

Das Prozedere ist dann immer „the same procedure as everywhere“: Wenn der Kapitalkoeffizient zu schnell und/oder kräftig steigt, dann kracht das BIP unter der Renditelast zusammen. Auf den Einbruch reagiert die nationale Politik dann regelmäßig mit Konjunkturprogrammen, Subventionen und weiteren monetären Stützungen (QE quantitative easing) und Deviseninterventionen. Daraufhin erfolgt eine kurzfristige Erhohlung des BIP's, die bei bereits sehr hohen Kapitalkoeffizienten aber nicht nachhaltig sein kann. Bis dann der durch die weitere Kreditausdehnung erneut erhöhte Renditedruck das BIP wieder in die Knie zwingt. Vor dem theoretisch mögliche Maximum der Volkswirtschaftlichen Entwicklung entsteht dadurch ein durch dirigistische Maßnahmen induzierter Stau, der sich in Form von rezessiven Krisenschleifen manifestiert.

Bei den Zahlen der USA haben wir, wie übrigens in sehr vielen Ländern, das Problem überhaupt an verlässliche Zahlen zu kommen. Denn nicht alle staatlichen Statistikinstitute weisen überhaupt vollständige Zahlen für die totale Bilanzsumme der dort ansässigen Banken aus. Meist sind nur bestimmte Teilsummen zu bekommen, die aber nicht viel nützen.


Bei den US-Zahlen ist besonders verheerend, das dort seit den 1990er-Jahren das BIP hedonisiert ausgewiesen wird. Das heißt es werden gar keine Realzahlen des BIPs (GDP gross domestic product) mehr ausgewiesen, sondern nur noch statistisch massiv hochinterpolierte Daten. Den dadurch erzeugten Knick in den US-Daten kann man ganz gut erkennen. Tatsächlich ist das BIP der USA seit den 1990er-Jahren real nicht mehr gewachsen. Was nicht zuletzt auch daran erkennbar ist, dass die Realeinkommen der US-Mittelschicht heute auf dem Niveau der 1980er Jahre sind.

Für Länder wie China sind überhaupt keine wirklich verlässlichen Zahlen zu bekommen. Allerdings, die Zahlen die ich bislang einsehen konnte zeigen, dass der Kapitalkoeffizient auch in China schon recht nahe an den kritischen Werten um 3 angelangt ist. Was wenig verwundert, da China in den letzten Jahre wie kein anderes Land riesige Geldmengen angezogen hat, insbesondere resultierend aus der Schuldenfinanzierung der USA. So sind die Immobilienpreise in China genauso wie in Japan in den 80ern bereits bedrohlich überzogen. Auch hier ist das Platzen einer gewaltigen Blase in nicht allzu langer Zeit zu befürchten.

Bleibt als Fazit die Frage, was uns in 2012 erwartet. Wie immer ist das schwierigste an der Prognose die Voraussage...insbesondere wenn es um kurzfristige Details geht. Die langfristige Vorhersage ist dagegen ein Kinderspiel.

Nun, wir haben die Situation das sich praktisch alle relevanten Ökonomien in Krisenschleifen befinden. Aufgrund mangelhafter Zahlen können wir für USA und China nicht sicher sagen, ob die Krisenschleife gerade auf Rezessionskurs ist oder nicht. Für die EU und die BRD gilt dies aber sicher. Die politische Ebene in der EU und der BRD hat bisher nicht gezeigt, dass sie das Wesen der Finanzkrise begriffen hätte. Weiterhin werden Schuldenprobleme mit dem auftürmen neuer und umverteilen weiterer Schulden bekämpft. Das kann beim besten Willen nicht funktionieren, im Gegenteil die Schärfe der Krise wird noch verstärkt.

Mit dem Exitus von Irland und Griechenland ist die Krise tief ins Bewusstsein gedrungen, mit Italien wird sie unbeherrschbar. Auf der Kippe stehen nun auch andere. Belgien und Frankreich geraten in Kürze in den Strudel. Obwohl die Zusammenhänge zwischen zu großem Kapitalstock und BIP auf der politischen Ebene nicht begriffen wird, so hat sich doch bereits die Ahnung breit gemacht, dass die „Rettungsschirme“ endlich nicht funktionieren werden.

Der wirtschaftliche Effekt des Exportüberhangs des Export-Vizeweltmeisters BRD kann nur solange wirksam bleiben, wie das Ausland diese Produkte tatsächlich nachfragt und bezahlen kann. Da China, Japan, Großbritannien und die USA, und ganz besonders die EU-EURO-Partner allesamt kriseln, ja wie die USA kurz vor der Insolvenz stehen, kann dieser Sondereffekt niemals nachhaltig sein. Auch können die verschiedenen internationalen Versuche die Krise mit frischem Geld zu bekämpfen nicht funktionieren, da sie den Renditedruck auf die nationalen BIP's nur weiter erhöhen.

Sollen volkswirtschaftliche Schulden sinken, dann müssen national angelegte Vermögen sinken. Denn volkswirtschaftliche Schulden und Vermögen sind in unserem Geldsystem absolut identisch. Alle bisherigen Rettungsversuche gehen dagegen den umgekehrten Weg. Eine Einsicht, hinsichtlich einer massiven und effektiven, und nicht nur marginalen, Besteuerung von Vermögen, Kapitalgewinnen und Kapitaltransfer, oder der ersatzlosen Abwicklung insolventer Investmentinstitute, oder der Behinderung, Trennung oder Verbotes des Derivatehandels, ist weltweit nicht einmal im Ansatz erkennbar. Und werden auch 2012, von einigen Marginalien einmal abgesehen, kaum besser werden.

1.) Wir dürfen daher in 2012 von einer neuen Rezession wie nach der Lehmanpleite ausgehen. Der Startpunkt wird durch einen zunächst unscheinbaren Aufhänger gegeben werden, wie es auch die relativ kleine Bank Lehman Brothers war. Das dürfte bis spätestens etwa Mitte 2012 zu erwarten sein. Der langfristige Trend (DMWM) sagt ein Minus -1% voraus, wegen der üblichen Schwankungen um den Mittelwert und der diesjährigen guten Konjunktur wird daher das von den Wirtschaftswaisen avisierte Miniplus von 0,8% nicht halten, wir müssen mit einem Rückgang um die -2% in 2012 rechnen. Kommt es in den kommenden Monaten aber bereits zu einem massiven Kollaps, dann sind allerdings alle Zahlenspiele reinste Makulatur.

2.) Die Überlegungen zu einer Währungsreform werden auf politischer Ebene in der EU in 2012 konkrete Formen annehmen. Die Kreditindustrie werden dabei allerdings alle Hebel in Bewegung setzen um Politiker und die Bevölkerung weiter zu verunsichern und in ihrem Interesse zu manipulieren. Bis zu den Präsidentschaftswahlen in Frankreich (22. April 2012 evtl. zweiten Wahlgang am 6. Mai 2012) wird man mit allen Mitteln den EURO verteidigen, wozu auch unbegrenzte Ankäufe von Staatsanleihen durch die EZB gehören werden. Danach nur noch bedingt und in Abhängigkeit von der Schwere der bis dahin eingetretenen sozialen und politischen Verwerfungen. Der zeitlich verschobene Wahlkampf in der BRD (voraussichtlich der 15. oder 22. September 2013) spielt da ein wichtige Rolle, da je nach den Ereignissen besonders in Frankreich, entweder in 2012 tabula rasa bezüglich des EURO's gemacht werden muss, oder aber die Gelddruckmaschine EZB bis mindestens Ende 2013 bis zur kompletten Überhitzung hochlaufen muss.

3.) Vor allen Dingen die Südländer werden anhand der Abgabenseite die Auswirkungen für den Bürger am ehesten und schärfsten spüren. Aber auch Frankreich und Großbritannien, wo es zu Ausschreitungen kommen wird. Deutschland wird etwas besser abschneiden und daher vergleichsweise ruhig, wenn auch nicht ganz ruhig, bleiben.

4.) Der Wahlkampf in den USA (Wahltag ist erst der 6. November 2012 ) lähmt die bislang wichtigste Industrienation 2012 in allen Entscheidungen, die wirklich etwas bewegen könnten. Wirtschaftlich positive Signale sind aus dieser Richtung nicht zu erwarten. Organisationen wie Occupy Wallstreet und Tea Party auf der politisch anderen Seite, könnten aber zu sozialen Eskalationen in den USA beitragen, die sich früher oder später aber auch sonst spontan entfalten werden.

5.) Die Kriege in Nordafrika, Nahost- und Asien werden in weitere gefährlichere Dimensionen vordringen. Die arabische Revolution wird von den alten Eliten und Islamisten an sich gezogen. Nicht nur Syrien ist zur Zeit immer noch ein ungelöstes Problem einer mordenden Diktatur in Nahost. Die versprochenen Demokratien in Tunesien, Libyen und Ägypten werden die Erwartungen der revolutionären Bevölkerungen an verbessertem Wohlstand nicht erfüllen können und neue, meist antiwestliche, Ventile suchen.

6.) Neben einem Angriff auf den Iran durch Israel mit oder ohne die USA, wird es zu neuen Blockbildungen kommen. China, Russland und die Türkei werden die Vormacht der USA in der Region nicht mehr einfach akzeptieren und zunehmend gegensätzliche Partei ergreifen. Zudem besteht ein innenpolitisch-wirtschaftliches Interesse verschiedener Staaten an solchen Konflikten. Im Rahmen des Wahlkampfes in den USA ist daher auch seitens des Friedensnobelpreisträgers Obama und seiner Administration ein spontanes Umdenken und Eintritt in das iranische und auch weitere Kriegsabenteuer möglich.

7.) Ein großer Unsicherheitsfaktor ist China, denn obwohl genaue Zahlen nicht verfügbar sind, ist ein Platzen der Finanz- und Immobilienblase dort jederzeit denkbar. Neben der weltwirtschaftlich massiven Auswirkung ist die Frage der innen- und außenpolitischen Wirkung auf China und die Welt, auch und besonders in militärischer Sicht, kaum kalkulierbar. Selbst ein „chinesischer Frühling“ ist in der Folge eines Finanzblasen-Kollapses keineswegs undenkbar.

Montag, 7. November 2011

(III.) Weltkrieg, zweiter Akt.


Kommende Woche wird die internationale Atomenergiebehörde ihr Statement zum Iranischen Atomprogramm abgeben. Darin wird stehen, dass der Verdacht, das der Iran eine Atomwaffe entwickelt naheliegend und halbwegs begründet ist. Nun das ist für niemanden eine wirkliche Überraschung, aber doch der Aufhänger um endlich „Butter bei die Fisch“ zu geben. Während der Bericht gerade druckfertig gemacht wird, genauso wie die vorgefertigten triefend moralischen Entrüstungsstatements der internationalen westlichen Medien über soviel nukleare Agressivität des islamischen Mullahstaates, inklusive der üblichen Passagen über das „unverrückbare Existenzrechts Israels“, laufen schon seit Tagen die Angriffsvorbereitungen seitens Israels, USA, Großbritannien und vermutliche Frankreich. Also die übliche „Koalition der Willigen“, an deren selbstherrliche Kriegsentscheidungen sich die westliche und bundesrepublikanische Öffentlichkeit schon routinemäßig gewöhnt hat.

Wie weit die BRD an dem nächsten Kriegsakt beteiligt sein wird ist unklar. Der geheime unheimliche Panzerdeal mit Saudi-Arabien machte aber vor Monaten schon Furore und die heimliche Beteiligung der engsten Bundesregierung ist damit auch unmittelbar naheliegend: „Bei der geheimen Sitzung am 27. Juni hatte die Regierung über eine Voranfrage des Rüstungskonzerns Krauss-Maffei Wegmann beraten. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) argumentierte in der Sitzung gegen das Geschäft. Auch im Auswärtigen Amt wachsen die Bedenken. Vehement für den Export sprachen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) aus. Am Schluss stimmten allerdings sämtliche anwesenden Minister dem Geschäft zu.“. Nun, ohne intime Beteiligung Israels hat ein solches Geschäft in der Geschichte der BRD noch nie funktioniert.

Natürlich ist nicht das wirkliche Problem eine weitere Atommacht auf dem Planeten zu haben, sondern es geht ausschließlich um den möglichen Bruch des israelischen Nuklearwaffenmonopols im nahöstlichen Pulverfass. Und an Verbündeten hat Israel in der Region nicht mehr viel vorzuweisen, seit dem Ägypten nach der Revolution eher wieder antiisraelisch geworden ist und auch die Türkei nach osmanischer Restauration zu streben scheint. Lediglich Saudi-Arabien ist Garant des Westens und Intimfeind der Iraner, und soll endlich auch die 200 modernsten Leopard-Panzer von Krauss-Maffei gegen die Mullahs in Stellung bringen. Das Israel schon seit spätestens 2006 nach einem Angriff auf Iran schielt ist bekannt. Aber selbst unter Bush's Regentschaft hat es nicht zu einem Angriffspakt mit den USA gereicht. Grund dafür war nicht zuletzt die fehlende Bereitschaft der US-Bevölkerung einem weiteren teuren und wahrscheinlich wieder erfolglosen Kriegseinsatz zu zustimmen. Und die Obamaregierung hatte bislang erst recht keine Lust dazu.

Nun aber drängt die Zeit. Und Israels Furcht vor dem drohenden Untergang ist, egal ob man nun pro- oder antiisraelisch eingestellt ist, absolut real und faktisch gerechtfertigt. Ob deswegen eine weitere, vielleicht schon ultimative, Eskalation des nun seit rund 100 Jahren andauernden latenten Okkupations- und Kriegszustandes des Westens mit Arabien wirklich sinnvoll ist, diese Frage steht allerdings auf einem ganz anderem Blatt. Um das zu verstehen, muss man sich nicht nur die Ereignisse der letzten paar Jahre anschauen, sondern das politisch-militärische Spiel um den Nahen Osten seit der letzten einschneidenden weltpolitischen Machtveränderung.

Der nahe Osten war für lange Jahrhunderte, nämlich von 1299 - 1923 Teil des osmanischen Reiches, also salopp gesagt, der Türkei. Das Ende leitete sich wie bei jedem Weltreich mit einer Pleite ein: “Finanziell geriet die Pforte [der Sultanspalast in Istanbul] nun vollends in die Abhängigkeit der europäischen Großmächte. Nachdem der Staatsbankrott erklärt worden war, übernahm die Dette publique einen Gutteil der Finanzverwaltung. Das europäische Kapital konnte ungehindert in den Staat fließen. Seine Interessen konzentrierten sich auf die Rohstoffquellen im Irak, aber auch Großprojekte wie den Bau der Bagdadbahn. Dabei kam das Deutsche Reich zum Zuge, das spätestens seit dem Berliner Kongress zum guten Partner für das Osmanische Reich geworden war.“ Die „Dette Publique Ottomane“ war übrigens eine finanzielle Notstandsverwaltung der osmanischen Türkei, die ganz fatal an die gerade eben faktisch eingerichtete Notstandsfinanzverwaltung durch IWF und EU für Griechenland und Italien erinnert: „Die Administration de la Dette Publique Ottomane (Osmanische Schuldenverwaltung) wurde 1881 von den sieben wichtigsten europäischen Mächten gegründet, nachdem das Osmanische Reich1875 seine Schuldenzahlungen eingestellt und den Staatsbankrott erklärt hatte. Es hatte im europäischen Ausland Anleihen aufgenommen und sich dabei überschuldet.“

Die Vergleiche mit der aktuellen Lage in Europa sind so frappierend, dass man den Wikipedia Artikel hier ruhig weiter zitieren darf: „Das Osmanische Reich schloss im Jahr 1838 ein Freihandelsabkommen mit Großbritannien ab. Damit mussten einheimische, noch traditionell hergestellte Waren mit den britischen, industriell produzierten und somit billigeren Gütern konkurrieren. Im Laufe der Zeit nahm die finanzielle Abhängigkeit vom Westen weiter zu. 1856 wurde die erste Auslandsanleihe aufgenommen. Um weitere Finanzkrisen zu bewältigen verschuldete sich der Staat weiter. Im Jahr 1875 folgte dieZahlungsunfähigkeit. Staatspapiere konnten nur noch mit der Hälfte der Zinsen und Zinseszinsen bedient werden. Nach dem Berliner Kongress und durch das Mouharrem-Dekret wurde am 20. Dezember 1881 die Administration de la Dette Publique Ottomane gegründet. Frankreich war mit einem Anteil von 40% der größte Gläubiger, gefolgt von England mit 29%, den Niederlanden mit 7,6%, Belgien mit 7,2% und dem Deutschen Reich mit 4,7%. Die Schuldenverwaltung wurde vollständig von einem europäischen Bankenkonsortium unter britisch-französischer Leitung gesteuert. Es verwaltete die Einnahmen aus wichtigen Steuern des Osmanischen Reiches und verwendete sie zur Rückzahlung der Schulden. Im überwiegend agrarisch geprägten Osmanischen Reich gerieten damit zahlreiche Wirtschaftsbereiche unter die Kontrolle ausländischer Finanzinstitutionen. Dadurch und durch die Schuldenrückzahlungen verloren die osmanischen Reformer wirtschaftspolitischen Spielraum. Das Osmanische Reich konnte den wirtschaftlichen Rückstand gegenüber den europäischen Großmächten nicht mehr aufholen.“

Nun, die spezielle Partnerschaft mit dem Deutschen Reich sollte dem Osmanischen Reich dann aber endgültig das Genick brechen, denn da die Türkei Deutschland im Ersten Weltkrieg 1914-1918 die Stange hielt, wurde sie danach dann auch zur willkommenen Kriegsbeute der damaligen Weltmacht Großbritannien und dem Kriegsgewinnler Frankreich. In 1920 war aus dem ehemals stolzen Weltreich ein vergleichsweise winziger Rumpfstaat auf einem Teilgebiet der heutigen Türkei geworden.

Damit war aber nun auch erstmals Palästina an die Westalliierten gefallen. Das traf sich nun großartig mit den Interessen der zionistischen Siedler in Palästina, die seit der französischen antijüdischen Dreyfus-Affäre 1894 begonnen hatten, in Palästina durch systematische Einwanderung und Landkauf das Land der antiken Urahnen wieder in, zunächst pekuniär bedingten Immobilien-, Besitz zu nehmen. Die zionistische Diplomatie konnte nun den neuen prozionistischen Besatzungsmächten das sogenannte Völkerbundsmandat abringen, dessen wesentliche Aussage in den zentralen Sätzen „„Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“. Dies unter der Bedingung, „dass nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina […] beeinträchtigen würde“.“ zusammen gefasst werden kann.

Natürlich war der zweite Teil dieser salomonischen Entscheidung ein heftiger Dorn im Auge der zionistischen Bewegung, aber der Ausgang des nächsten Weltkrieges gab schließlich die Gelegenheit, sich massiv über diese salomonischen Sinn der Deklaration hinweg zu setzen. Zwar war der Immobilien Besitz in jüdischer Hand in 1918 von 2,5% des Bodens bis 1948 auf 5,7% nur unwesentlich gestiegen, aber nach dem Eindruck des europäischen Holocaust, an dem Deutschland zwar die Haupt- aber keineswegs die Alleinlast trug, setzte die westlichen Alliierten der völkerrechtswidrigen militärischen Okkupation Palästinas, unter Ignorierung des im Wesentlichen immer noch geltenden Volkerbundmandats, durch die Zionistischen Bewegung dann keinen ernsthaften Widerstand mehr entgegen.

Das Verhängnis begann mit der britischen Entscheidung sich aus Kostengründen aus Palästina zurück zu ziehen. Der Plan für das „danach“ bestand in einer Teilung des umstrittenen Gebietes. Die zionistische Lobby konnte dabei jedoch, obwohl sie ja das Land faktisch okkupiert hatten und zudem in der Minderzahl waren und somit aus durchaus nachvollziehbarer arabischer Sicht, dabei unberechtigter Weise die besten Filetstücke für sich herausschlagen: „Von den Befürwortern des Plans war starker Druck ausgeübt worden, um die Vereinten Nationen zur Annahme des Plans zu bringen. Die radikalen Nationalisten wie Menachem Begins Irgun oder Jitzhak Schamirs Lechi lehnten den Plan ab - ihnen ging er nicht weit genug. Bis zum heutigen Tage wird in israelischen Geschichtsbüchern der 29. November als wichtigster Tag in Israels Bemühungen um einen eigenen Staat angesehen. Dennoch wurde von einigen kritisiert, dass die entsprechenden Gebiete keine Kontinuität hinsichtlich jüdischer Staatlichkeit darstellten. Die arabischen Führer lehnten den Plan ab. Neben der generellen Ablehnung eines jüdischen Staates geschah dies mit der Begründung, der Plan verletzte die Rechte der Mehrheitsbevölkerung in Palästina, die zu diesem Zeitpunkt zu 67 Prozent nicht-jüdischen Religionen angehörten. Sie empfanden den Plan als Katastrophe. Kritisiert wurde die Menge und die Qualität des Landes, das den Juden zugeteilt wurde. In der Folgezeit kam es im Mandatsgebiet zu zahlreichen Überfällen und Anschlägen durch irreguläre jüdische und arabische Kräfte. Einige Stunden nach der Ausrufung des Staates Israel durch David Ben Gurion am 14. Mai 1948, am Tag des Auslaufens des britischen Mandats, eröffneten die Armeen Transjordaniens, des Irak, des Libanon, Ägyptens und Syriens die Kampfhandlungen gegen Israel (Palästinakrieg, in Israel "Unabhängigkeitskrieg").“

Und, nicht nötig weiter auszuführen, hat sich an dem prinzipiellen Kriegszustand, wenn gleich sich zwischenzeitlich die Machtkonstellationen, Koalitionen und Diskrepanzen zwischen den beteiligten Staaten und Organisationen ständig und stetig verändert haben, nichts wesentliches geändert. Ständige Groß- und Kleinkriege, sowie arabischer aber auch jüdischer Terrorismus, und die Unfähigkeit zu einem gerechten Frieden, nicht zu Letzt und in letzter Zeit ganz besonders durch das Israel Netanjahu's, haben nicht nur abertausende Opfer gefordert sondern auch an der grundsätzlich prekären Situation des Staates Israel wenig geändert.

Seit dem israelischen Sieg im Jom-Kipurr-Krieg 1973 gab es nie wieder eine größere Einigkeit unter den Arabern, die Israel hätte gefährlich werden können. Seitdem gilt, neben der gezielt geförderten Uneinigkeit der arabischen Staaten untereinander, aber vor allen Dingen das israelische Nuklearwaffenmonopol in der Region als Garant der israelischen Existenz: „Das israelische Atomprogramm begann in den 1950er Jahren mit Unterstützung Frankreichs. Zwar hat die israelische Regierung über Menge und Qualität ihres Kernwaffenarsenals nie ausdrücklich Auskunft gegeben, doch es gilt als sicher, dass Israel spätestens seit 1967 über Atombomben verfügt. Genauere Informationen wurden erstmals 1986 öffentlich, als Mordechai Vanunu, ein ehemaliger Techniker des Negev Nuclear Research Center, Fotos und Unterlagen über das israelische Atomprogramm an die Presse weitergab. Basierend auf Vanunus Enthüllungen wurde das israelische Arsenal Anfang der 1990er auf 100 bis 200 Sprengköpfe geschätzt. Andere Schätzungen liegen bei 75 bis 130 Sprengköpfen Ende der 1990er; wieder andere gehen bis zu 400. Es ist gut möglich, dass Israel auf vollständige Kernwaffentests verzichten konnte. Erstens ist das Gun-Design so einfach, dass auf Tests verzichtet werden kann. Zweitens wird spekuliert, dass Israel Zugriff auf die Daten französischer oder amerikanischer Atomtests hatte. Im Mai 2009 beendete auch die amerikanische Regierung ihr Stillschweigen und verlangte einen Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag."

Es liegt in der Bigotterie des Westens, geboren aus der Beteiligung aller europäischen Staaten an Progromen und dem Holocaust am jüdischen Volke, das man einerseits die illegale Nuklearrüstung Israels stetig gefördert und offiziell stets verschwiegen und geleugnet hat; während man den Iran bereits in 1968 zur Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrages brachte, den Israel aber bis heute nicht unterzeichnet hat und auch, im Gegensatz zu Iran und allen sonstigen dem Westen feindlich gesinnten Staaten, nie zu unbehinderten Inspektionen der Internationalen Atomenergiebehörde genötigt wurde. Atomambitionen des Iraks und Irans dagegen werden als casus belli gewertet, und in aller Regel auch von der US dominierten UNO sowie den Verbündeten Europäern abgesegnet. Wenn nicht, wie im letzten Irakkrieg, dann kann man aber auch gerne auf ein offizielles Mandat verzichten. Das nennt man dann „Koalition der Willigen“.

Natürlich ist ein atomar bewaffneter Iran für den Westen in keinem Fall ein wünschenswerter Zustand. Aus Sicht des betroffenen Staates aber es ist nun mal eine allzu oft bestätigte Wahrheit, das insbesondere eine lokale Hegemonialmacht, nur dann ernst genommen wird, wenn sie über Atomwaffen verfügen kann. Was man Israel zubilligt, aber auch Nordkorea und natürlich sich selbst, dass kann man daher nicht so einfach jedem souveränen Staat nach eigenem Gutdünken verbieten. Klar, man kann es zu unterbinden versuchen, etwa mit massiven wirtschaftlichen und diplomatischen Druckmitteln. Das mag im Hinblick auf Israel vielleicht zweierlei Maß darstellen, aber es ist machtpolitisch durchaus akzeptabel. Ein Angriffskrieg dagegen ist eine mehr als zweifelhafte Angelegenheit.

Nun, der Krieg gegen den Iran, der nun in den nächsten Tagen oder Wochen beginnen soll, sei es in einem israelischen Alleingang „Der israelische Präsident Shimon Peres heizte die Diskussion über einen Militärschlag weiter an. Im israelischen Fernsehen sagte er, die militärische Option rücke näher. Der Iran nähere sich dem Besitz von Atomwaffen, und dem dürfe die Staatengemeinschaft nicht zusehen. Auf die Frage, ob die Situation sich eher in Richtung auf eine militärische Konfrontation statt auf eine diplomatische Lösung zubewege, antwortete er: "Ich glaube, ja." “; oder mit der offenen oder verdeckten Beteiligung der USA und auch der Völkerbundmandatsträger von damals Großbritannien und Frankreich, dieser absehbare Krieg versetzt uns nun mit einiger Wahrscheinlichkeit wieder genau an den Anfangspunkt der Geschichte, um die Zeit des sogenannten Ersten Weltkrieges und den Anfang des modernen Israels zurück. Allerdings mit aus westlicher Sicht komplett verdrehten und ungünstigen Vorzeichen.

Denn nach inzwischen rund 100 Jahren haben sich die Machtverhältnis in ihrem typischen Rhythmus wieder umgedreht. Diesmal ist es nicht das osmanische Reich das Pleite ist und unter internationaler finanztechnischer Zwangsverwaltung steht, sondern der Süden Europas mit zunehmender Tendenz zur Ausweitung auf ganz Europa. Die Situation in den USA ist ebenfalls keinen Deut besser als in Griechenland, lediglich der Fakt der Weltwährung Dollar rettet die USA noch historisch kurze Zeit über die Runden. Jetzt sind es die Türkei und Russland, die ihre Pleiten und Währungsrefomen bereits hinter sich haben und aufstrebende neue Hegemonial- oder gar zukünftige Weltmächte darstellen, und natürlich ist es das gigantische China und, noch etwas versteckt hinterm Hindukusch, das kaum kleinere Indien.

Und die hocken um Palästina und dem Ölreichen nahen Osten wie die Frösche um den Teich. Iran ist der wichtigste Öllieferant der Chinesen und deren unverzichtbarer Handelspartner. Auch das neu erstarkte Russland streckt die Finger in diese Richtung aus, und die in den letzten Jahren wirtschaftliche geradezu explodierte Türkei sitzt, mit ihren arabischen Partner Syrien und, ebenfalls, Iran, sowie so direkt vor den Toren Tel Aviv's und Jerusalems. Selbst der Irak, wo die USA in Kürze abziehen wollen, ist nach der Hinrichtung Saddams zunehmend in die Arme des Irans gerückt und wird inzwischen von einer „demokratisch“ gewählten, dem Iran sehr verbundenen Regierung geführt: „Aber am Ende ist George W. Bush 2003 in den Krieg gezogen und alles, was wir dafür bekommen haben, ist eine Diktatur, die sich in einen halben Polizeistaat verwandelt hat. Und ist Irak also ein Gewinner, nachdem die US-Armee acht Jahre lang auf dem Land herum getrampelt ist? Sicher nicht. Iraks Zivilgesellschaft wurde zerschreddert, acht Jahre Bürgerkrieg kosteten mehr als 100.000 Tote, das Land ist heute Heimat einer kleinen, aber höchst aktiven Außenstelle der al-Qaida. Die USA gehen, ohne einen Ausgleich zwischen den kurdischen und arabischen Irakern geschaffen zu haben; dieser Topf bleibt einfach am Kochen. Die USA haben nicht einmal stabile Grenzen für das befreundete kurdische Gebiet aufgebaut - mit dem Ergebnis, dass die Iraner "Kurdistan" von Osten her beschießen, während türkische Kampfflugzeuge es von Westen bombardieren. Die Türkei gehört zur Nato - das ist so, als ob Washington ruhig zusehen würde, wenn die Deutschen nächste Woche Bomben über Polen abwerfen würden.“

Ein grandioses Eigentor der USA. Und es kommt noch schlimmer: „Teheran verlor nicht nur einen Feind, als Saddam schließlich gehängt wurde. Es gewann mit dem neuen Irak sogar einen Verbündeten. Als die USA bei den irakischen Wahlen im März 2010 daran scheiterten, dort eine Regierung aufzubauen, half Iran eine Lösung zu vermitteln, zu welcher der heutige Premierminister Maliki gehört, sowie Schiitenführer Muktada al-Sadr. Maliki ist auch Finanzminister und Innenminister, aber bitte, er ist kein Diktator. Der Premier, ein Schiit, erinnert sich an glückliche Tage, die er während Saddams Herrschaft in Iran verbrachte. Und Sadr lebte nach 2003 als religiöser "Student" im iranischen Gom, während die USA ihn auf die "Capture or Kill"-Liste setzten. Beide Männer sind Iran heute eng verbunden und bringen Irak näher und näher an Teherans politische Positionen heran. Nichts von alledem wird helfen, ein stabiles Irak zu schaffen. Das Gegenteil ist der Fall.“

Die Situation vor dem nächsten Akt des Weltkrieges des 21. Jahrhunderts kann uns nun leicht an den Punkt bringen, an dem die Welt etwa 1939 mit dem deutsch-sowjetischen Angriff auf Polen stand: The point of no return...denn falls der Iran nicht so freundlich ist, den Luftschlag zu akzeptieren und einfach aus zu sitzen, und wenn die Interessen-, Handels- und Stützmächte Türkei, Russland und vor allen Dingen China nicht bereit sind die neuerliche westliche Dominanzausweitung zu tolerieren, dann kann es ganz schön dicke kommen. Natürlich kann der Irak dem unmittelbaren Luftschlag kaum etwas entgegen setzen, mit viel Glück gelingt ihm vielleicht der Abschuss von ein, zwei oder drei angreifenden Kampfbombern. Unangenehm für die Angreifer, vor allen dingen innenpolitisch, militärisch aber völlig bedeutungslos. Die angedrohte „Apokalypse“ wird so nicht stattfinden, dafür fehlen dem Iran die wesentlichen technisch-militärischen Mittel.

Wenn aber der Iran tatsächlich bereit ist in ein weitergehendes militärisches Abenteurer zu starten, dann hat er durchaus effektive Möglichkeiten dies zu tun: „Zugleich bekräftigte Salehi, dass Iran sich nicht vor einem Militärschlag fürchte. Seit acht Jahren höre Teheran diese Drohungen, sagte er. Iran habe aber Selbstvertrauen und könne sich selbst verteidigen. Schon am vergangenen Donnerstag hatte Staatspräsident Mahmud Ahmadineschad gesagt, ein kritischer Punkt sei erreicht, bei dem der Westen eine militärische Konfrontation plane.“. Denn er müsste seine Gegner im Prinzip nur in einen Bodenkrieg zwingen, etwa durch einen Angriff auf Saudi-Arabien via Kuweit, vielleicht genauso wie Israel „präventiv“, und könnte damit die ganze Region in einen Erdrutsch bringen.

Die westliche Achse im Nahen Osten besteht zur Zeit praktisch nur noch aus Israel und Saudi-Arabien. Iran, Syrien, Irak, Türkei, Russland und China werden im Zweifel dann zusammen stehen, verdeckt oder offen. Ägypten im Süden ist auch nach dem Fall von Mubarak keine Option mehr sondern zunehmend anti-israelisch und anti-christlich, und weiter westlich davon stehen auch keine verlässlichen westlichen Kandidaten mehr sondern, Ironie des Schicksals, gewählte Islamisten in Lybien und Tunesien.

Schon die vier großen Nahostkriege von 1948 bis 1973 waren Stellvertreterkriege, damals der Ostblock unter Führung der Russen auf Seite der Araber, und die USA und Europa auf Seiten der Israelis. Damals war der Westen wirtschaftlich unschlagbar stark, der Ostblock hatte seine Pleiten noch vor sich. Heute ist es genau umgekehrt, und dass der nächste Nahostkrieg dann auch erstmals umgekehrt ausgeht, das liegt daher durchaus nahe. Aber es würde zwingend den Untergang Israels bedeuten, mit oder ohne Atomwaffeneinsatz, denn der aufgestaute Hass in der Region gegen den als doppelzüngig und gewaltsam empfundenen Westen und seinen Exponenten Israel lässt in Wahrheit keine friedliche Koexistenz mehr zu.

Israel kann sich nur mit unangefochtener militärischer Überlegenheit und massiven Zwangsmaßnahmen wie dem Mauerbau halten. Letzteres auch eine unglaubliche Groteske der Geschichte, die Mauer die uns der Krieg in Deutschland brachte und schließlich in nationalem Taumel der Gefühle förmlich pulverisiert wurde, eine solche wird von den Opfern des Holocaust in ihrem neugeschaffenen Land, just in den Jahren nach dem Fall des sogenannten „antikapitalistischen Schutzwalles“, wiederum als unverzichtbarer „antiislamistischer Schutzwall“ erneut aufbetonniert.

Die aktuelle Situation ist also hochbrisant und riskant. Die Alternativen sind so oder so in jedem Fall nicht rosig. Denn die Chancen auf eine stabile Friedenslösung sind lange verpasst, sie hätte nach 1973 aus der Position der unangefochtenen Stärke des Westens und Israels herbei geführt werden müssen, fair und relativ großzügig, und hätte bis spätestens 2006 über die Bühne gegangen sein müssen. Dass es dazu nie kam, ist den blinden Radikalen auf beiden Seiten zu zu rechnen. Und das waren nie alleine die Hamas und Fatah und wie sie alle hießen, es war genauso die politisch so bedeutend einflussreiche, aber doch absolut recht dünne Schicht der radikalen Siedler und orthodoxen Juden in Israel, die in ihrem religiösen Wahnsinn und terroristischen Aktivität ihren schlimmsten arabischen Antipoden nie wesentlich nach standen.

Eine faire Friedenslösung hätte allerdings immer bedeutet, eine sehr große Anzahl illegaler jüdischer Siedlungen auf palästinensischem Gebiet abzureißen und zwangsweise umzusiedeln. Ein politischer Kraftakt gegen die im Parlament immer mit regierenden Orthodoxen, der jederzeit zu Bürgerkrieg oder bürgerkriegsähnlichen zuständen in Israel hätte führen müssen. Der nun anstehende Iranangriff aber wird im günstigsten Falle etwas Zeit für Israel schaffen, eine Lösung wird er nicht bringen können. Vielmehr werden neuer Hass und Wut den alten Hass verfestigen und vergrößern, und schlimmer noch, es werden sich neue Koalitionen mit zunehmend ungünstigeren Voraussetzungen bilden.


Die Geschichte des modernen Staates Israels begann im Prinzip mit der Kapitulation der ottomanischen Stadtregierung Jerusalems vor den Briten am 9. Dezember 1917. In gut 6 Jahren wird sich dieses historische Datum zum 100.sten mal jähren. Schon im Vorfeld des sich abzeichnenden Sieges der Briten gegen das osmanische Reich avisierten die Briten den Zionisten eine neue Heimstätte: „In der Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 erklärte sich Großbritannien einverstanden mit den zionistischen Bestrebungen, in Palästina eine „nationale Heimstätte“ des jüdischen Volkes zu errichten. Dabei sollten die Rechte bestehender nicht-jüdischer Gemeinschaften gewahrt bleiben.“

In 2017 werden die EURO-Union und die USA pleite und wirtschaftlich und militärisch weitgehend impotent sein. Israel kann aber ohne die massive Unterstützung aus EU und USA nicht existieren, schon rein wirtschaftlich und finanziell nicht. Es spricht zur Zeit leider sehr wenig dafür, das der Staat Israel dieses Datum um historisch wesentliche Jahre überleben wird. Das zu verhindern, dass bedarf mehr, intelligentere, und mutigere Initiativen als einen weiteren Krieg.