Dienstag, 22. Mai 2012

Futurologie: Doomsday's rising (III)


Die Vorhersage der Zukunft kann man in kurz-, mittel-, und langfristig unterteilen. Kurzfristig ist sie leicht vorhersehbar, denn die Handlungsalternativen sind begrenzt und die Wahrscheinlichste ist meist gut erkennbar. So etwa die im ersten Teil der doomsday-Reihe gemachte Vorhersage:In der EU versucht man nun händeringend den GAU-Fall zu vermeiden. .... Letztlich ist man in Brüssel sicher bereit, zur Rettung des status quo, am Ende alle Schulden und weiteren Kosten in nicht endend wollender Höhe aus Griechenland den anderen EU Bürgern anzudienen, denn ein tatsächliches Ausscheiden setzt mittelfristig eine Lawine in Gang.

Genau das wurde nun auf dem letzten G8-Treffen beschlossen, Griechenland „darf“ den Euro nicht verlassenDie wichtigsten Industriestaaten und Russland zeigen bei den von US-Präsident Barack Obama geführten Beratungen in Camp David Einigkeit: Unter anderem lehnen sie einen Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone ab.... Schön, im Klartext hat man, unter Ausschluss der Griechen versteht sich, beschlossen, das Griechenland notfalls zwangsernährt wird! Auch das war schon vor einem Jahr (22. Juni 2011) klar: „...Nun soll er in Kürze die erweiterten Sparprogramme durch boxen, die, zumindest offiziell, die Grundlage für weitere IWF und EU-Kredite sein sollen. Aber Gemach, egal wie die Abstimmungen in Athen noch ausgehen, das Geld werden die Griechen in jedem Falle bekommen. Denn es ist nicht so sehr Griechenland, sondern vielmehr Merkel und Sarkozy denen der verlängerte Rücken gründlich auf Grundeis geht. Selbst wenn Griechenland die Sparprogramme und sogar das Geld aus Brüssel ablehnen würde, die EU müsste notfalls die Griechen anflehen, dass Geld doch bitte zu nehmen. Notfalls würden Merkel und Sarkozy persönlich das Geld im großen Koffer ins Athener Parlament tragen.. Nun, genauso wird's kommen, sofern nicht ein politisches Wunder geschieht.

Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre seit 400 Jahrtausenden.
Der Neuzeitliche Anstieg ist nicht mit den langfristigen
Aktivitätsmustern zu vereinbaren.
Mittelfristig wird es mit der Vorhersage schon schwieriger, weil dann die Menge der möglichen Alternativen ansteigt. So haben die handfesten Zukunftsprognosen z.B. des Club of Rome natürlich immer eine gewisse Spannbreite. Gleichwohl sind solche Spannweiten sehr wohl begrenzt, und der Ernst der Lage wird nicht durch ein paar Jahre mehr oder weniger, oder ein paar richtige oder falsche irrelevante Details, entschärft. Wenn aber schon kurzfristig sichere, aber eben sehr unangenehme, Prognosen regelmäßig ignoriert werden, was erwartet man bei mittel- oder gar langfristigen Unangenehmen für eine Reaktion? „Keine“ wäre bereits schöngefärbt, denn es ist weniger als keine, sondern es ist heftige Ablehnung bis hin zu teuren Gefälligskeitsgegengutachten. So ist bekannt, dass die „alles wird gut“-Gutachten durchweg systematisch von der Energiewirtschaft gesponsort sind, ganze Institute nicht nur in den USA leben so von dem Geld der Ölgiganten. Die Standardbehauptung ist immer die Gleiche: Die Sonne sei schuld, nicht der Mensch.

Tatsächlich ist natürlich die Sonne als Energielieferant Quelle allen Lebens und Lebenserhaltes auf der Erde. Und sie wird wärmer. Allerdings sehr langsam und der exponentielle Anstieg der Klimagase und der Erwärmungvon Land und Meeren besonders in den wenigen Jahren seit 1950 kann damit aber nicht sinnvoll korreliert werden.

Was das langfristige Schicksal der Menschheit angeht, so setzt die Sonne hier allerdings klare Grenzen: Spätestens in 0,9 Milliarden Jahren (Abk.: gy = gigayear) wird es so heiß sein, dass menschliches Leben wie wir es heute kennen, nicht mehr möglich ist. Und nach knapp 2 gy dann sogar so heiß, das selbst die Ozeane verdampfen werden, und die Erde so aussehen wird, wie heute unser Schwesterplanet, die Venus. Glühend heiß, mit einer bleischweren und giftigen Atmosphäre beladen. Nun sind dies natürlich keine Zeiten, über die sich der Mensch wirklich Gedanken machen muss, es ist keine praktische, sondern eine philosophische Größe: Die heutige Menschheit wird aussterben. Sicher. Punkt.

So weit so gut. Aber es gibt wesentliche Argumente, die ein sehr viel früheres Aussterben der heutigen Population prognostizieren. So ist das entstehen und vergehen von Populationen in der irdischen Biosphäre kein seltenes, sondern ein regelmäßiges Phänomen. Selbst die biogene (so auch anthropogene) Veränderung der Atmosphäre ist kein neues Phänomen, sondern ein gut Bekanntes: Vor nur 0,65 gy lag der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre bei lausigen 3%, ein heutiger Mensch würde da nach einer halben Minute bewusstlos, nach drei Minuten tot sein. 

(Bildquelle: Wikipedia)

Erst die sogenannte „Sauerstoffkatastrophe“, ausgelöst durch Sauerstoff-produzierende Mikroben, führte nach längerer Zeit zu einer vorübergehend mehr als Verzehnfachung des Sauerstoffanteils. Damit einher ging eine völlige Umstellung des Lebens, die alten Lebensformen wurden durch diesen biogenen Sauerstoff vergiftet und quasi weg gerostet. Die heutige Atmosphäre hat sich erst seit dem Untergang der Dinos vor rund 0,06 gy eingestellt. Der heutige Mensch also ist eine Lebensform die sich, wie alle anderen auch, nur in einem gewissen begrenzten Zeitfenster austoben kann. Das wiederum begann mit den ersten Urmenschen vor etwa 0,003 gy. Allerdings würde man diese Kreatur heutzutage höchstens in den Zoo stecken und nicht in den Anzug eines Bankvorstandes. Der moderne intellektuell begabte Mensch jedenfalls, wie wir ihn heute noch haben, bereitete sich seinen Weg dann vor etwa 0,00003 gy, also vor etwa 30.000 Jahren. Und begann die Welt zu erobern und sich auszubreiten und zu vermehren. Erst nur geringfügig, dann immer zügiger, um dann vor nur 300 Jahren mit einer förmlichen Bevölkerungsdetonation den gesamten Planeten zu überfluten.

Weltbevölkerung 10.000 vor Chr. bis 2000 nach Chr.

Nun, alle exponentiellen, und hier besonders deutlich eine hyper-exponentielle, Entwicklungen haben in geschlossenen Systemen nie eine übermäßige Lebensdauer. Wann und wie heftig der unvermeidbare Absturz sein wird, darüber gehen die Meinungen allerdings weit auseinander. In 30 Jahren, in 300, oder wie manche technokratischen Wolkenkuckucksheimpropheten glauben, gar erst in einigen Gigajahren? Nun man ahnt es, die Zeit ist kürzer als viele glauben. Die obere Graphik ist in 2012 nach oben hinaus bereits deutlich gesprengt worden. Denn es handelt sich nicht um eine Exponentialfunktion, sondern um einen ganz scharfen Peak. Und der hat immer zwei Seiten: eine Angenehme und eine Unangenehme, und beide sind genauso unangenehm scharf.


In einer Pressemitteilung der Stiftung Weltbevölkerung hieß es, das zum Jahreswechsel 2012 genau 7.013.992.000 Menschen auf der Erde lebten. Wie viele Menschen exakt auf der Erde leben, weiß aber niemand genau, denn einigermaßen verlässliche Volkszählungen sind nur in wenigen Ländern verfügbar. Selbst in der BRD kann niemand ehrlich die Hand dafür ins Feuer legen, ob es nun eine Million mehr oder weniger sind als angenommen. Man muss sich auf Hochrechnungen und Stichproben verlassen. Die Prognosen schwanken daher sehr stark, entscheidend ist nun mal die Gebärfreudigkeit gerade in den bevölkerungsstarken Ländern mit den schlechtesten verfügbaren Daten. 
UN Schätzungen der Weltbevölkerung nach verschiedenen Modellen. (Bildquelle: Wikipedia US)
Auf jeden Fall sind es jetzt schon viel zu viele: „Alle zwei Jahre gibt die Umweltstiftung WWF den "Living Planet Report" heraus. ...Das Ergebnis ist auch dieses Jahr wieder alles andere als hoffnungsvoll: Der Raubbau an der Natur geht unvermindert weiter, die Menschheit plündert die Ressourcen des Planeten. Steigende CO-Emissionen, die Zerstörung von Wäldern, die Verschwendung von Trinkwasser und die Überfischung der Meere machen der Erde zu schaffen. "Macht die Menschheit so weiter, benötigen wir bis zum Jahr 2030 zwei Planeten, um unseren Bedarf an Nahrung, Wasser und Energie zu decken. Bis zum Jahr 2050 wären es knapp drei", sagt Eberhard Brandes, Vorstand des WWF....“.


Und dabei ist nicht nur die nicht mehr tolerierbare Umweltverschmutzung ein Riesenproblem, sondern besonders die Sicherung der Lebensmittelversorgung der wachsenden Weltbevölkerung. So drohte dem Bevölkerungswachstum bereits in den 50er und 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts die Nahrung aus zugehen. Hungersnöte in Afrika und Asien rafften Abermillionen dahin. Weit wichtiger als Raum- und Mondflüge in dieser Zeit war eine technische Entwicklung in der Agrarwirtschaft: Die „Grüne Revolution“  : “...In Asien und Afrika kam es in den 1950er und 1960er Jahren wiederholt zu akuten Nahrungsmittelknappheiten. Die Ernährung der schnell wachsenden Bevölkerung wurde durch häufige Hungersnöte und Dürren erschwert. Pro Einwohner wurden in Asien 1961 194 kg Getreide produziert; in den Vereinigten Staaten 868 kg. Dies spiegelte sich im Ernährungsstatus der Bevölkerung. Die Lebenserwartung erreichte in Asien keine 50 Jahre und die Kindersterblichkeit war mit 125 bis 150 Toten pro 1000 Geburten sehr hoch. In Afrika lag die durchschnittliche Kalorienaufnahme bei 2089 kcal und die Kindersterblichkeit bei 100-300.“

Ohne die Einführung der modernen Intensivlandwirtschaft wäre die Welt bereits in den 70er-Jahren in eine Hungerkatastrophe geschlittert: „...Die Getreideproduktion Asiens insgesamt erhöhte sich von 385 Million Tonnen im Jahr 1965 auf über eine Milliarde Tonnen in 2005. Die Verdopplung der Bevölkerungszahl wurde durch den Produktionszuwachs übertroffen: Pro Kopf wurden 1965 207 kg Getreide produziert; 2005 trotzdem sogar 275 kg. Der Kalorienkonsum steigerte sich zwischen 1981 und 2003 um über 40 %. Auch waren Fortschritte bei Lebenserwartung und Kindersterblichkeit zu verzeichnen. Das Ausmaß der Unterernährung sank deutlich. Am stärksten war der Rückgang in Ost- und Südostasien (43 % auf 13 % zwischen 1969 und 1971 und 1996-1998); in Südasien immerhin von 38 % auf 23 %. In Afrika sank der Anteil hingegen kaum.....Die grüne Revolution wird trotz ihrer positiven Rolle in der Hunger- und Armutsbekämpfung aus mehreren Gründen kritisiert. Der wichtigste Kritikpunkt ist die Umweltbelastung durch starken Einsatz von Mineraldüngern, Pestiziden und Bewässerung.“.

Erträge pro Hektar 1950-2004
in Entwicklungsländern: "Green Revolution".
 (Bildquelle:  Wikipedia US)
Die Probleme damit sind bekannt, Nachhaltigkeit sieht anders aus. Jedoch bräuchten wir nun eine Green Revolution 2.0 um die Erträge noch einmal zu verdoppeln, wenn wir in der Mitte des Jahrhunderts den Nahrungsmittelkollaps vermeiden wollen. Denn wie die Graphik verdeutlicht, ist die Produktionsrate bereits wieder an ihrer technischen Grenze angelangt. Man könnte versuchen mit dem Einsatz genetisch völlig veränderter Pflanzen den Kollaps erneut zu entgehen, aber danach sieht es nicht aus. Denn das Ganze hängt am seidenen Faden der Energie und Finanzversorgung. Der gigantische Agrarkomplex hängt nämlich daran, das ausreichend billiges Öl vorhanden ist. Denn die dringend notwendigen Pestizide und Pflanzenmedikamente, als auch die Saatgüter, die Wasserversorgung und Reinigung, kann nur so auf einem ausreichenden Level gehalten werden.

Die Finanzkatastrophe, die dank freiem Kapitalverkehr und Globalisierung die ganze Welt nun erstmals komplett und gleichzeitig im Griff hat, tut ihr übriges: Erstens sorgt sie für eine zunehmende Ungleichverteilung, so exportieren gerade Länder wie Indien den größten Teil der Produktion in den reichen Westen, und zweitens fehlt im Investmentzeitalter das anteilige Geld in der Realwirtschaft, wo man es gerade jetzt für Green Revolution 2.0 bräuchte. Eine nochmalige gewaltige Steigerung der Produktion wäre nämlich nicht durch Bio-Gemüse für Alle, sondern nur durch rücksichtslose Durchsetzung genveränderter Pflanzen, die den doppelten Ertrag bei gleichzeitig deutlich geringerem Nährstoffverbrauch und deutlich erhöhter Schädlingsresistenz haben. Dazu fehlt nun das Geld und auch der politische Wille, denn so etwas ist gerade nicht opportun. Und Öl wird in Zukunft immer knapper und teurer, der Effekt unterm Strich ist, dass die Bevölkerungsentwicklung dem noch möglichen agrartechnischen Fortschritt davon eilt.

Und nichts ist so relevant für Aggressionen, Krieg und Völkerwanderung als die Verknappung der Ressourcen. Insbesondere wenn es nicht um Luxusgüter, sondern um Nahrung und Wasser, also um Leben oder Tod geht. Dieser Summeneffekt wird sich zur Mitte des Jahrhunderts dramatisch zuspitzen.

1 Kommentar:

  1. Ohgottohgott,

    am sichersten ist es letztlich im All selbst.
    Wenn wir das System nicht verändern, verändert es uns...

    http://www.youtube.com/watch?v=Q2A8TIhmiHg&feature=youtu.be

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