Felix, der Glückliche, Felix Baumgartner hat es
geschafft: Der Basejumper hat die Krönung seiner Laufbahn überlebt.
Gekleidet in einem Astronautenanzug, ausgestattet mit Fallschirm und
Atemluft für 10 Minuten, trat er am Rande des Weltalls vor seine
Kapsel, und, sprang. Nach dem Absprung aus mehr als 39 km Höhe kam
er kurz nach erreichen der Höchstgeschwindigkeit bei etwa 1170 km/h
jedoch ins Trudeln. Eine Zeit sah es so aus, als könnte der
waghalsige Sprung fatal enden. Dann die Erleichterung, in den dichter
werdenden Luftschichten gelang es ihm seinen Flug wieder zu
stabilisieren. Minuten später öffnete der Fallschirm und der neue
Österreichische Volksheld landete glücklich auf dem Boden von
Neu-Mexiko. Ein Ereignis, das im Livestream des Veranstalters Red
Bull übertragen wurde, und für mich schon fast so spannend wie die
erste Landung auf dem Mond war.
Das Red-Bull-Team hatte die Misson
Baumgartner jahrelang durchgeplant hatte, jede erdenkliche Schwäche
der aufwendigen Technik durchdacht und bereinigt, und die
meisterhafte Ingenieursleistung war dann auch noch erfolgreicher als
geplant: Statt „nur“ gute 36 km Höhe erreichte man sogar mehr
als 39 km. Vermutlich ein zeitloser Rekord der vielleicht nie mehr
gebrochen wird. Ein Schauspiel so heldenhaft, so stark, so schön.
Und im Grunde auch Sinnfrei, aber bei echten Helden kommt es darauf
ja nicht immer an. Insgesamt jedenfalls ein grandioses Schauspiel mit
Happy-End. Ein Schauspiel, dass sich die frisch Nobel-gepreiste EU,
und insbesondere die Führungsmacht Deutschland, so sehr auch für
den Euro wünschen würde.
Nur, der Unterschied besteht darin,
dass der Absturz des Eurolandes nicht vorausberechnet war, statt dem
erwarteten unaufhaltsamen Aufstieg zur neuen Welt- und Währungsmacht,
statt Wachstum und Wohlstand für Alle, kam es zur völligen
Zerrüttung. Statt laufender Meldungen über neu erreichte
Höhenrekorde der Abstieg für fast Alle, und ein gebrochenes
Versprechen über Schadensbegrenzung wird jederzeit wieder durch ein neues Versprechen unterboten, das dann kurze Zeit später schon auch nicht mehr gehalten werden
kann. Statt eines Druckanzugs und Sauerstoff hat das Euro-BIP eine Unterdruckkammer
bekommen die ihm das Blut absaugt, und an Stelle eines Fallschirms eine Bleiweste. Den
voraussagbaren Aufschlag glaubt man derweil mit dem hinzufügen
weiteren Bleibarren weicher machen zu können: „Endlich ist es raus. Finanzminister Wolfgang Schäuble hat in
aller Öffentlichkeit gesagt, was hinter den Kulissen eigentlich
schon längst entschieden ist. Deutschland wird Griechenland in der
Währungsunion halten. Einen Staatsbankrott, so der Minister in
Singapur, werde es nicht geben. Das klang vor wenigen Tagen noch ganz
anders. Da sagte Schäuble, wenn die Griechen sich nicht anstrengten,
gebe es auch kein Geld.“
Und die sowieso schon wenig
Aussichtsreiche Situation hat man durch einen formidablen Bleibarren
zur völligen Aussichtslosigkeit ausgebaut. Schon am 26. Februar 2012
schrieb ich: „Nein, Griechenland kann sich nur entschulden, indem es alle
Geldbestände auf neue Drachmen ummünzt und dann kräftig abwertet.
Aber diese einfache Möglichkeit, die auf Kosten der internationalen
Investoren gegangen wäre, wird nach der morgigen Zustimmung nicht
mehr so einfach möglich sein: Denn die neuen Papiere mit langer
Laufzeit, mit denen die Investoren nun beglückt werden, für diese
soll ausdrücklich Britisches Recht und nicht Griechisches Recht
gelten:.....Im Klartext: Diese neuen Tauschschulden lassen sich auch
durch eine Neu-Drachme nicht mehr abwerten. Im Gegenteil, mit jeder
Abwertungsrunde steigt der am griechischen BIP gemessene Anteil der
Staatsschulden durch diese Altpapiere dann gleichermaßen. Auch hier
haben sich die Parlamentarier, hüben wie drüben, wieder ins
Bockshorn jagen lassen.“
Und natürlich ist es genauso
gekommen. Weiter schreibt Die Zeit hierzu: „..Das Anleiheprogramm
der Europäischen Zentralbank und die Genehmigung des Rettungsschirm
ESM durch das Bundesverfassungsgericht haben dazu geführt, dass
internationale Investoren allmählich wieder daran glauben, dass der
Euro eine Zukunft hat. Ein möglicherweise chaotischer Exit
Griechenlands würde dieses Vertrauen zerstören.Politisch wäre er
gefährlich, weil die Bundesregierung wenige Monate vor den Wahlen
eingestehen müsste, dass ihre Rettungsstrategie gescheitert ist –
dass die vielen Milliarden für die Griechen also zum Fenster
hinausgeworfen wurden. Denn klar ist, dass das Land seine Schulden
nicht mehr zurück bezahlen könnte, wenn es wieder eine eigene
Währung eingeführt hätte. Schließlich würde diese Währung
dramatisch an Wert verlieren, während die Schulden nach wie vor auf
Euro lauten.“. Den Rückweg hat man also erfolgreich verbaut.
Schäubles Offenbarungseid voraus gegangen war, dass dem IWF kürzlich in Tokio, ach wie erstaunlich, der Umstand "erstmals" aufgefallen war: "Der Riss zwischen ihnen wurde am Tag zuvor offenbar. Lagarde hatte offensiv zwei Jahre mehr Zeit für Griechenland gefordert, um die mit den Euro-Regierungen verabredeten Sparziele zu erreichen - während Schäuble darauf beharrte, dass die Griechen alle Verabredungen zu erfüllen hätten. Die Rezession sei tiefer als erwartet: Auch wenn die Griechen alle Strukturreformen sofort in Gang setzten, könnten sie die neue Haushaltslücke nicht schließen, argumentiert Lagarde auf dem Podium. Schäuble macht nur ein kleines Zugeständnis: "Man kann über den Zeitplan sprechen, aber man kann einen Marathon nicht gewinnen, indem man in die entgegengesetzte Richtung läuft", sagt er. ….Und kurzfristig erwarte man von den Griechen "Phantasie", die aktuelle Lücke zu schließen - etwa indem man bei allen betroffenen Banken den Privatgläubiger-Schuldenschnitt radikal durchsetzt: zwei bis drei Milliarden Euro seien da durchaus noch zu holen. Im IWF wird das bezweifelt, denn alle Staatsanleihen, die nicht nach griechischem, sondern nach britischem Recht ausgegeben worden seien, unterlägen nun einmal nicht dem Schuldenschnitt, heißt es.“
Nicht das man es nicht hätte wissen müssen, nein, es ist eben unglaublich dummdreist was sich unsere EU-Führungsschicht an Blödsinn so leistet. Die einen mögen dumm sein, was vielleicht nicht so Ehrenrührig ist, wie das Verhalten der Anderen, die sich schlicht weg dreist und gierig und allein für die Interessen der lieben Investoren einsetzen. Ich frage mich immer ob Fachkollegin Merkel eigentlich noch etwas aus ihrer Zeit als Physikerin behalten hat und begriffen hat, wie der Hase läuft. Ist sie vergesslich, oder gar dumm oder dreist oder beides, völlig benebelt vom Schulterklopfen der Finanzlobbyisten oder des Nobelpreiskommitees? Ich weiß es nicht. Oder glaubt sie verzweifelt daran, dass irgendwo eine unerwartete Rettung kommt, ganz frei nach Urvater Adenauer „Et hät noch emme jot jejange“, aber Kölnerin ist sie ja nun eigentlich auch nicht: „...Die Griechen werden den Euro also behalten. Jetzt muss die Kanzlerin den Deutschen nur noch erklären, wie sie das finanzieren will. Allen ist klar, dass die bewilligten Mittel nicht ausreichen werden.“
Schäubles Offenbarungseid voraus gegangen war, dass dem IWF kürzlich in Tokio, ach wie erstaunlich, der Umstand "erstmals" aufgefallen war: "Der Riss zwischen ihnen wurde am Tag zuvor offenbar. Lagarde hatte offensiv zwei Jahre mehr Zeit für Griechenland gefordert, um die mit den Euro-Regierungen verabredeten Sparziele zu erreichen - während Schäuble darauf beharrte, dass die Griechen alle Verabredungen zu erfüllen hätten. Die Rezession sei tiefer als erwartet: Auch wenn die Griechen alle Strukturreformen sofort in Gang setzten, könnten sie die neue Haushaltslücke nicht schließen, argumentiert Lagarde auf dem Podium. Schäuble macht nur ein kleines Zugeständnis: "Man kann über den Zeitplan sprechen, aber man kann einen Marathon nicht gewinnen, indem man in die entgegengesetzte Richtung läuft", sagt er. ….Und kurzfristig erwarte man von den Griechen "Phantasie", die aktuelle Lücke zu schließen - etwa indem man bei allen betroffenen Banken den Privatgläubiger-Schuldenschnitt radikal durchsetzt: zwei bis drei Milliarden Euro seien da durchaus noch zu holen. Im IWF wird das bezweifelt, denn alle Staatsanleihen, die nicht nach griechischem, sondern nach britischem Recht ausgegeben worden seien, unterlägen nun einmal nicht dem Schuldenschnitt, heißt es.“
Nicht das man es nicht hätte wissen müssen, nein, es ist eben unglaublich dummdreist was sich unsere EU-Führungsschicht an Blödsinn so leistet. Die einen mögen dumm sein, was vielleicht nicht so Ehrenrührig ist, wie das Verhalten der Anderen, die sich schlicht weg dreist und gierig und allein für die Interessen der lieben Investoren einsetzen. Ich frage mich immer ob Fachkollegin Merkel eigentlich noch etwas aus ihrer Zeit als Physikerin behalten hat und begriffen hat, wie der Hase läuft. Ist sie vergesslich, oder gar dumm oder dreist oder beides, völlig benebelt vom Schulterklopfen der Finanzlobbyisten oder des Nobelpreiskommitees? Ich weiß es nicht. Oder glaubt sie verzweifelt daran, dass irgendwo eine unerwartete Rettung kommt, ganz frei nach Urvater Adenauer „Et hät noch emme jot jejange“, aber Kölnerin ist sie ja nun eigentlich auch nicht: „...Die Griechen werden den Euro also behalten. Jetzt muss die Kanzlerin den Deutschen nur noch erklären, wie sie das finanzieren will. Allen ist klar, dass die bewilligten Mittel nicht ausreichen werden.“
Die Frankfurter Allgmeine führt weiteraus:
„Drücker am Werk:.....den „Rettern“ geht es erkennbar nur noch
darum, zu möglichst geringen eigenen politischen Kosten Griechenland
abermals Finanzhilfen zu ermöglichen. Damit die Steuerzahler in den
Geberländern weiter mitspielen, muss das Athener Zahlenwerk so
aussehen, als gebe es nennenswerte Fortschritte, flössen die Kredite
nicht nach wie vor ins Bodenlose. Es ist ein Treppenwitz: Mussten die
Griechen ihr Rechenwerk früher selbst schönen, assistieren ihnen
beim Zahlendrücken nun die illustren Euro-Retter in den europäischen
Hauptstädten, samt EZB und Internationalem Währungsfonds. Wolfgang
Schäubles Glaubwürdigkeit ist im Bemühen, den Euro um jeden Preis
zu bewahren, auf der Strecke geblieben. Was immer der Minister heute
auch sagt - garantiert ist, dass er morgen ein Argument finden wird,
das Gegenteil für richtig zu erklären. Sollten den Griechen also
demnächst doch wieder Schulden erlassen werden müssen, wird
Schäuble erklären, dass ein Teilbankrott natürlich kein
Staatsbankrott sei, oder so ähnlich. Fatalerweise scheint die
Entscheidung des Nobelkomitees, der EU den Friedenspreis zu
verleihen, so manchen Euro-Retter noch in dem Glauben zu bestärken,
ökonomische Gesetzmäßigkeiten könnten im Bemühen um den Erhalt
der Währungsunion nun vollends außer Acht bleiben. Doch friedlicher
wird das Zusammenleben nicht, wenn das wirtschaftliche Fundament
nicht stimmt.“. In der Tat heizt man so die Zersetzung der EU und den unausweichlichen Bürgerkrieg in seinen ärmstem Regionen unaufhaltsam an.
Selbst nach den konservativen Wachstumsmodellen der klassischen
Volkswirtschaft, die eine Rückkopplung zwischen dem Reichtum der
Wenigen und den Schulden der Massen vehement leugnen, kommt
Griechenland bis 2020 nie und nimmer aus der Misere (in Wahrheit so natürlich nie). Trotzdem ist man in Berlin bereit beliebig viele
Versprechungen gegenüber dem Wahlbürger zu brechen, solange man
damit nur über die nächste Wahl kommt und der so Geplünderte noch
nicht mitkriegt, was wirklich da auf in zurollt. So schreibt
Die Welt : “...Auch von einer anderen Hilfsvariante, einem Schuldenschnitt
bei den staatlichen Rettungskrediten, will die Bundesregierung nichts
wissen. Ein Jahr vor der Bundestagswahl soll die schöne Illusion,
dass Griechenland die Darlehen schon irgendwann zurückzahlen wird,
auf keinen Fall zerstört werden. Eine Pleite verhindern, aber keine
neue Hilfe gewähren – um diese Schizophrenie zu ermöglichen,
scheinen einige Euro-Staaten auch zu Tricksereien bereit zu sein.
Dazu gehört die Idee, Griechenland mit immer mehr Notanleihen
flüssig zu halten. Die Notenbanken sollen wieder einmal in die
ungeliebte Rolle des Retters gedrängt werden, für die vielen
Regierungen selbst mittlerweile der Wille und die Kraft fehlt. Anders
als beim Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank, für das
sich angesichts der fragilen Lage der Euro-Zone durchaus Argumente
finden lassen, geht es bei Griechenland um politische
Bequemlichkeit.“
Eines jedenfalls hat der Absturz des
Euro mit dem kontrollierten Abstieg des Felix Baumgartners gemeinsam:
Die elektrisierende Spannung bis hin zum Aufschlag. Auf dem Boden der Tasachen, oder wie Felix Baumgartner kurz vor dem Absprung sagte "Eine kleine Welt. Ich komme jetzt nach Hause."
D´accord, nur zu Felix Baumgartner habe ich ausnahmsweise eine sehr extreme Meinung:
AntwortenLöschenEin dummdreister Maschinenschlosser, Panzerfahrer, Boxer und BASE Jumper, der schlicht sein Leben aufs Spiel setzte, bezahlt durch eine gigantische Werbenummer.
Welch ein "Kick", welch entsetzte Gesichter, wenn -wie so oft- nur Fetzen am Fallschirm hängen geblieben wären.
Aber letztlich sind "Fehlveruche" noch wesentlich -sagen wir- "anziehender" als gelungene Sprünge. Oder etwa nicht?
Na, dann entscheiden Sie selbst und schauen Sie insbesondere auf die Anzahl der Klicks bei folgenden beiden Videos:
So schön sieht es aus, wenn es gut geht:
http://www.youtube.com/watch?v=cspAZB5aPIk
und -starke Nerven vorausgesetzt- so, wenn es schief geht und eine Brückengeländer ein paar Zentimeter "zu hoch" ist.
http://www.youtube.com/watch?v=KF214wDC4L8
Yep, saubere Einzelleistung...nun gut die Jungs wissen ja was sie tun. Oder auch nicht, die armen Eltern.
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